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Die Immobilien der Pandora
#1
Die Immobilien der Pandora

Finanzplätze leben von Vertrauen in die Integrität von
Institutionen. Der europäische Immobiliensektor wird
von einer Geldwäsche-Affäre heimgesucht, die einem
Tsunami gleichen.
Notare und Grundbuchämter ermöglichten die
Anonymisierung der Eigentümer und wurden zu
Handlangern der Geldwäscher
.

Peter Serano (Name geändert) traute seinen Augen nicht. Innerhalb seines Ehescheidungsverfahrens hatte er eigene Nachforschungen über den Besitz seiner Frau angestellt.
Die Ehefrau besitzt in Brüssel, zusammen mit ihren Schwestern zwei Immobilien in bester Lage und erzielt hohe Mieten. Die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung werden
nirgends versteuert.
Um die Immobilien der Töchter gegen Zugriffe abzusichern, hat der Schwiegervater eine Methode der Organisierten Kriminalität kopiert. Zusammen mit einem Notar wurde die Überschreibung der Immobilien in 2005 beurkundet. Dabei wurden sowohl die Namen der Eigentümer als auch deren Adressen im Grundbuch verfälscht und anonymisiert. Alle Namen wurden durch voransetzen von F* vor den Namen Serano anonymisiert. Bei den Adressen wurden die Strassennamen zusammengezogen, umgestellt und zu unbrauchbaren Anschriften umgestaltet. Zwei Folgen resultieren aus diesem Handeln; In einem elektronischen Grundbuch können so die Personen nicht mehr aufgefunden werden. Jede Eingabe mit dem richtigen Namen und der richtigen Adresse führen zu keinem Ergebnis. Und das Systems wird juristisch als Geldwäsche gewertet.

Während in der Organisierten Kriminalität hauptberuflich hoch qualifizierte Spezialisten über die einzelnen Geldwäschen wachen und ähnlich einem Risk-Manager jeden Vorgang bezüglich der Immobilien überprüfen, ist der Schwiegervater nach dem gelungenen Coup wieder zum Tagesgeschäft übergegangen.

Diese Form der Geldwäsche ist sehr sicher, aber ein einzelner Fehler kann das System zum Einsturz bringen. Der Schwiegervater tauschte in der historisch geschützten Fassade ein Fenster und wurde von der Stadt Brüssel auf der Website für Baumaßnahmen veröffentlicht. Über die Veröffentlichung wurde der Schwiegervater über Google auffindbar und gefunden. Peter Serano forderte den Grundbuchauszug beim Katasteramt Brüssel an, nicht unter Angabe des Namens, sondern unter der Adresse der Immobilien.

Mit der Kopie eines Grundbuchauszuges konnte so Geldwäsche nachgewiesen werden. Gleichzeitig aber wurde ein bis dato nicht bekanntes System der Geldwäsche aufgedeckt, da die Integrität von Notaren und Grundbuchämtern bisher immer außer Frage stand.

Noch im Juni diesen Jahres äußerten sich die Chefs des BKA und der BaFin mutlos über den Stand der Bekämpfung der Geldwäsche. „Man könne die neusten Methoden der Geldwäscher nicht bekämpfen, da diese nur den Geldwäschern selbst bekannt seien.“

Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis die jeweiligen Programme der Grundbuchämter mit einer Zusatzsoftware ausgerüstet werden, die die Plausibilität der Eintragungen überprüft. Darauf dürften Rückfragen erfolgen, auf die es keine Antworten gibt. Verfahren wegen Urkundenfälschung, Bestechung, Steuerhinterziehung und Geldwäsche richten sich dann nicht nur gegen die Täter sondern auch gegen deren Helfer in Notariat und Amt.

Die Geldwäscher im europäischen Immobiliensektor erfahren ihre Götterdämmerung.


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