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Leben mit einer Borderlinerin
#1
Ich habe meine spätere Frau Agnes 1993 mit Anfang 30, kennen gelernt. Mehrere frühere Beziehungen hatten mich alle früher oder später verlassen, ich dachte, mich will sowieso Keine. Ich war nach einem Studium in München in eine kleinere Stadt in Ostdeutschland gezogen und habe dort als Assistenzarzt in einer Klinik gearbeitet. Agnes war dort als Ergotherapeutin tätig, gelernt hat sie Krankenschwester. Sie hatte aus ihrer ersten Ehe 2 Kinder, damals 3 und 5 Jahre alt. Ausführlich berichtete sie mir, wie furchtbar ihr Ex gewesen sei und dass sie sich von ihm trennen musste. Wir waren ein Jahr lang „nur“ befreundet, bis wir zusammenkamen. Die beste Zeit war eigentlich das erste Jahr als Freunde…
Nachdem wir ein Paar waren, sind wir schnell zusammengezogen, Agnes arbeitete bald nur noch 30 Stunden in der Woche. Die ersten Jahre waren relativ harmonisch, obwohl mir bereits damals ein „Schwarz-Weiß-Denken“ und deutliche Stimmungsschwankungen aufgefallen waren. Nachdem wir drei Jahre zusammen waren, habe ich mich beruflich verändert, meine Familie zog natürlich mit, und weil Agnes dort zunächst keine Arbeit hatte, haben wir geheiratet. Unserer Beziehung hat dies nicht gut getan, Agnes fand keine „angemessene“ Arbeit und begann ein Fernstudium. Ich habe natürlich auch Fehler begangen, so verheimlichte ich Agnes den Abbruch meiner begonnenen Doktorarbeit. Ich wurde zunehmend unglücklicher, hatte Angst, wenn Agnes davon erführe, würde sie mich verlassen und ich würde die Kinder nie mehr sehen, die ich zwischenzeitlich sehr liebgewonnen hatte. Ich sah keinen Ausweg, versuchte, mir mit Tabletten das Leben zu nehmen, wurde aber gerettet, die Lüge kam heraus. Ich ging zur psychosomatischen Reha, bekam Psychotherapie, ein Paargespräch und später eine Paartherapie verweigerte Agnes. Sie hat ihr Studium abgebrochen, sagte mir, nach meinem Suizidversuch könne sie es nicht mehr weiter betreiben, arbeitete anschließend als Berufsbetreuerin. Wir versuchten es noch einmal mit unserer Ehe, nach etwa einem halben Jahr habe ich sie dann betrogen, warum auch immer… Ich bin kurzfristig ausgezogen, habe mich aber dann doch für meine Familie entschieden, der Terror begann. Ich hatte mich immer schon über gewisse sexuelle Schwierigkeiten gewundert, jetzt erzählte sie mir, sie sei mit 15 Jahren vergewaltigt worden, hätte es bis jetzt verdrängt. Bis dahin wusste ich nur, dass ihr Vater ein gewalttätiger Alkoholiker gewesen war (als ich ihn kennen lernte, war er zwar trocken, aber immer noch ein Ekel). Nach meinem Wiedereinzug wurde ich mit Vorwürfen überhäuft, endlos mussten meine „Verfehlungen“ diskutiert werden, oder sie war einfach nur depressiv, woran natürlich ich die Schuld trug. Ich habe dann noch ein halbes Jahr vor der Trennung die beiden Kinder adoptiert, in der Hoffnung, damit besser Kontakt zu ihnen halten zu können. Irgendwann hat Agnes mich, nachdem ich mich müde vom Streiten zurückzog, unvermittelt heftig auf die Brust geschlagen; ich nahm es hin. Nach der zweiten Gewalttätigkeit durch Agnes einige Wochen später, diesmal ein Schlag in mein Gesicht, habe ich heftig zurückgeschlagen. Ich war erschrocken über mich selbst, wie viel Hass in diesem Moment in mir war. Am nächsten Tag bin ich dann ausgezogen, ohne jede Planung. Mitgenommen habe ich zwei Reisetaschen mit dem Nötigsten. Ich hatte Angst, sie bei weiteren Auseinandersetzungen ernsthaft zu verletzen (ich bin ansonsten nicht gewalttätig). Wir waren insgesamt fast 10 Jahre zusammen gewesen, davon 7 Jahre verheiratet.
Bereits kurz darauf hatte ich eine Wohnung, in der Nähe der alten Wohnung.
Der Rosenkrieg begann. Agnes weigerte sich, mir die Hälfte „unserer“ Ersparnisse auszuhändigen (von meinem Geld angelegt…), beauftragte eine (Un)rechtsanwältin, die mir dreiste Briefe mit utopischen Unterhaltsforderungen zustellte, brachte die Kinder gegen mich auf, rief sogar auf meiner Arbeit an, um mich anzuschwärzen. Natürlich behielt sie auch den Großteil der gemeinsam angeschafften Möbel. Ein halbes Jahr nach der Trennung erkrankte Agnes an Gebärmutterkrebs; sie war vorher mindestens 10 Jahre lang nicht mehr zum Gynäkologen gegangen.
Für den Scheidungskrieg war das natürlich günstig, sie war das „arme, verlassene, Opfer“, musste diverse Therapien über sich ergehen lassen, konnte sich auch bequem eine Arbeitsunfähigkeit von den behandelnden Ärzten bescheinigen lassen. Das alles hat mich sehr belastet, kam am Freitag ein Brief, war das Wochenende gelaufen. Drei Jahre nach meinem Auszug wurden wir dann geschieden, was den Streit aber nicht beendete.
Nach Eintritt des neuen Unterhaltsrechts 2008 habe ich dann Abänderungsklage eingereicht, es war ein persönlicher Triumph für mich, als der Richter feststellte, Agnes seien ehebedingte Nachteile nicht entstanden. Wir schlossen einen Vergleich, ihr Unterhalt wurde befristet auf noch ein weiteres Jahr. Dieser erneute Prozess zog sich fast ein Jahr hin, als Folge davon war das Verhältnis zu den nunmehr volljährigen Kindern endgültig ruiniert (Agnes hat sie sicher „umfassend“ aus ihrer Sicht in Kenntnis von meinen „Frechheiten“ gesetzt). Ich bin zwei Jahre nach meiner Trennung eine neue Partnerschaft eingegangen, ein Jahr später war die neue Partnerin schwanger, wir haben einen kleinen Sohn. Wir sind sehr glücklich zusammen, obwohl der Streit mit der Ex natürlich auch diese Partnerschaft belastet hat. Dass ich eine neue Familie habe, hat Agnes natürlich auch nicht gefallen, weil ihre neuen Partnerschaften, die Erste begann bereits 3 Monate nach meinem Auszug, nie lange gehalten haben.
Vor einen Vierteljahr ist Agnes an den Folgen ihres Krebsleidens verstorben, zunächst war ich seltsamerweise traurig darüber, bin aber nun wie befreit, auch das Verhältnis zu meinem ältesten Sohn wird langsam wieder besser. Ich darf übrigens noch einige Zeit Unterhalt für die ältesten Kinder bezahlen, beide haben Abitur gemacht und studieren.

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