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Von einem, der auszog "Familie" zu lernen ...
#1
[Diskussion: http://www.trennungsfaq.com/forum/showth...p?tid=7471 ]

Moin,

nachdem ich hier nun oft und lange gepöbelt, provoziert, geneckt oder diskutiert habe: Hier nun mein persönlicher Offenbarungseid (wenn man es so nennen möchte; da bin ich ganz bei mir).

Ich wuchs auf, als ältestes Kind von Dreien und völlig zerissenen Eltern. Meine Mutter empfand ich als überempathisch, meinen Vater als kühl kalkulierendem Beamtem mit dennoch existierendem Gefühl. Um es kurz zu machen, Mutti war Alkoholikerin (was ich sehr spät merkte), Vati ein Beamter, der im Grunde nicht verkehrt war ...

Unter dieser Ambivalenz, den Streitereien meiner Eltern immer wieder mithörend, bin ich also groß geworden. Und innerhalb dieser Ambivalenz wohl auch: Was ich machte, fand KM toll, KV irgendwie immer kritikwürdig. Mein Empfinden war, scheiß doch in die Ecke; eine® wird es schon gut finden.

Ausgestattet mit vielen Talenten zog ich in die Welt - war aber nirgends Spezialist, sondern immer der, welcher Gefühle mit Logik verband, und eine 'ganzheitliche' (wie ich dieses Wort hasse) Betrachtung nebst Bewertung, für mein Leben zu finden versuchte. Und ich wuchs auf, in einem Klima der, nennen wir es mal: die "gespielte Fünfsamkeit", was man damals noch als normal bezeichnete.

Als sich meine Eltern -ich war damals 19- endlich scheiden ließen, hat es mich dennoch unendlich geschmerzt und war im Gegensatz zur erhofften Erleichterung eher eine Pein.

Wie auch immer - denn dies ist ja nur (m)ein Präludium.

Ich schwor mir seinerzeit, nie, nie und niemals nimmer, diesen Dreck, diese Schlammschlacht und diesen Familienterror mir - oder einem Kind zuzumuten! Und ich wollte keine Heile-Vor-Gespielte-Welt, in der ein Mädchen/Junge aufwachsen muss - und diese Dissonanzen spürt. (Anm: Meine Mutter nahm den Hass auf meinen Vater bis ins Grab mit. Ich hoffe, sie hat nun ihren Frieden da oben oder sonstwo).

Kurzum: Ich bin ambivalent aufgewachsen, erzogen und in einem Furor unterschiedlicher, sich nicht einigen könnender Eltern aufgewachsen. Im Nachhinein gesehen war ich orientierungs- und bindungslos, gepast und konnte weder meine Stärken, noch Schwächen an irgendwelchen Pflöcken fest machen.

Und dann las ich von Alice Miller, das "Drama des begabten Kindes"

Schlagartig wurde mir klar, was da eigentlich passiert war, mit mir - und wo eigentlich meine Wünsche lagen: Familie und Heimat, die ich nie so erlebte - und dennoch doch!

Diesem, meinem Paradigma folgend rannte ich nach vielen Jahren vollkommen in die Falle:

Ich lernte eine Frau kennen, von der ich anfangs nichts wollte. Aber ich musste und würde sie noch richtig kennen lernen. Das war auch mein Einstieg in Persönlichkeitsstörungen, Politik und Familienrecht im Allgemeinen.

Diese Frau, nicht dumm, nicht hässlich und im Großen und Ganzem ziemlich OK, wurde zur Mutter unseres Kindes. Und das ziemlich schnell, denn sie hatte, was ich damals nicht mal ahnte, eine Insolvenz am Hals und Probleme ohne Ende. Mein Gefühl sagte mir seinerzeit schon, dass da etwas nicht stimmt - und ich ließ' mich dennoch suksessive umgarnen. Und als ich im Netz hing, da war Alles zu spät.

Eine zutiefst depressive Frau, machte mich zum Papa (es geschah im Mai) und ich freute mich auf unseren gemeinsamen Nachwuchs. Ich entwickelte Nestbau-Instinkte, wurde 'scheinschanger' (aka ich nahm zu) und musste, ob ihrer Insolvenz und unserer Bedarfsgemeinschaft alles in den Ofen schieben, was ich mir mal finanziell und persönlich aufbaute.

Nachdem aber nichts mehr da war, wurde es plötzlich sehr eng für sie - und ich fiel auf die klassischen Muster einer Trennung von Männern, als gemachte Deppen herein.

Nichts mehr in der Hand - und nichts mehr auf dem Konto, war Stück für Stück Feierabend. Und dann kamen die Behörden ...

Ich wurde zum 'Trottel', hatte dennoch 'Glück' mit Ex

Nach und nach kamen die Gelben Briefe und sonstiges Graues vom Amt. Sie hatte nichts - und ich erst recht nichts mehr. Aber unser Staat meint ja, da wäre noch etwas zu holen. Und so ging es monatelang, was mich immer mehr aufregte, bis hin zur "Angst vor dem Briefkasten".

Dann fand sie einen Job, hatte endlich eine Krankenversicherung und heiratete innerhalb kürzester Zeit. Und damit musste ich mich 'nur' noch mit den Behörden herum schlagen. Denn, da:

ich selbst arbeits- und orientierungslos war, gab es Unterhaltsvorschuss für die KM und Mutti Stäatin wollte natürlich alles zurück. Hätte ich damals nicht Freunde gehabt, welche mich vor dem Absturz bewahrten, wer weiß, ob ich dann noch schreiben würde.

Unser Kind

Zum Glück hatte ich Freunde, die Ex mal klar und deutlich machten, was es für ein Kind bedeutet und wie man damit umgehen sollte. Und zum Glück ist die Ex nicht so doof gewesen, dies zu ignorieren. Auch, wenn ich manchmal vor Wut in die Tischkante hätte beißen können, so habe ich dies vice versa und ob meiner langen Einleitung oben auch selbst durchgezogen. Ich bin froh und dankbar (Stockholm-Syndrom?), dass dem Kind dieser Irrsinn, soweit ich es beurteilen kann, erspart wurde.

Und ich habe neulich zur KM gesagt: Das haben wir gut hinbekommen.

Unser Kind liebt beide, Vater und Mutter - bei mir wird es allerdings nicht ausgefragt, wie anders herum. Diese kleine, zarte Seele wächst im Umfeld einer Sekte auf - und ich habe mich damit arrangiert, nichts mehr dagegen tun zu können. Dieses Kind kommt aber ganz gut durch; darf Papi und Mami lieb haben und zeigt es mir bei jedem Besuch.

Die wahre Geschichte

So, nun kennt ihr 10 Prozent meiner History. Fallt darüber her oder analysiert bzw. schwadroniert. Besonders 'toll' fände ich Kommentare von Leuten, die bis dato nichts von sich offenbarten.

Ich habe meine Schwachstellen gezeigt:

Haut rein

SgI
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