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Firma im Ausland - Druckversion

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Firma im Ausland - Vasektomat - 11-02-2020

Hallo,
Wer lässt aus Unterhaltsgründen seine berufliche Existenz über eine ausländische Firma laufen und muss möglicherweise zusätzlich eine ausländische Steuererklärung machen? Antwort zum Erfahrungsaustausch gerne per PN.
A.


RE: Firma im Ausland - Austriake - 12-02-2020

Solche Sachen funktionieren nur, wenn mehrere Faktoren zusammenfallen.

Wer sich bei einer Firma ausserhalb Deutschlands anstellen lässt (wenn man z.B. bei einem internationalen Konzern beschäftigt ist, der in mehreren Staaten Beschäftigte hat), der sollte dann auch dort seinen Hauptwohnsitz haben. Wenn es ein Staat ist, mit dem Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen unterhält, zum Beispiel Österreich, dann wird der deutsche Fiskus keine Steuern in Deutschland haben wollen, wenn in Österreich Steuern gezahlt werden. Wenn der Hauptwohnsitz aber weiterhin in Deutschland ist und das Gehalt über die österreichische (oder eine andere) Niederlassung ausbezahlt wird, dann kann es passieren, dass beide Staaten die Einkommenssteuer haben wollen. Ging einem Kollegen von mir so, er angestellt in Österreich, seine Frau in Deutschland beim gleichen Konzern. Da wollten dann beide Staaten die Steuern haben.
Zudem melden Banken und Finanzämter bei Ausländern die Konten und andere finanzielle Dinge an das Heimatland. Dies kann man nur umgehen, indem man in dem betreffenden Land seinen Hauptwohnsitz unterhält, dann gilt man als inländischer Steuerpflichtiger. Ich habe mir das damals von meiner Bank explizit schriftlich bestätigen lassen, dass sie meine Konten und die Bewegungen darauf incl. Kreditkartendaten NICHT an Deutschland weitermelden. Wenn die deutschen Behörden z.B. die Kreditkartendaten eines Bundesbürgers mit Wohnsitz im Ausland in die Finger bekommen, hat er verspielt. Dann weisen die deutschen Behörden nach, wann und wo und wie lange sich der Bürger im Auland aufgehalten hat. Hotelrechnung in Bulgarien, Parkhaus in Toronto, BugerKing in New York und Tankstelle in Madrid mit Kreditkarte bezahlt - was soll denn da noch unbekannt bleiben?
Und dann kommen sie mit der 180 Tage-Regel, mit der sie damals den Boris Becker der Steuerhinterziehung überführt haben. Wohnsitz in der Schweiz, aber mehr als die Hälfte des Jahres (eben diese 180 Tage) in München gewesen - peng!

Die Sache mit dem Ausland ist machbar, muss aber geplant werden. Wenn man aber schon einen solchen Aufwand betreibt, dann ist es aber sinnvoller, gleich konsequent den Schlussstrich zu ziehen und dieses Land endgültig zu verlassen. Gibt Länder in Europa ohne Meldepflicht, Bosnien, Albanien oder Kosovo zum Beispiel. Dort zahlt man dem Bürgermeister ein monatliches Bakschisch von 50.- €, dann stellt der dir alle notwendigen Personalpapiere aus. Und managt auch alle Beziehungen vor Ort mit Polizei und Finanzbehörden. Und falls mal eine deutsche Behörde dort anfragen sollte, dann hat dich der Mann in seinem ganzen Leben noch nie gesehen geschweige denn deinen Namen jemals gehört.
Vorsicht ist nur geboten, wenn man auch seine Bankverbindung dort haben muss (aber österreichische Banken bieten aus diesem Grunde entsprechende Ausländerkonten an) - wo Geld ist, da zieht es korrupte Beamte an wie der Scheißhaufen die Fliegen. Aus Kroatien ist mir ein Fall bekannt, da hat der Finanzbeamte einen Steuerbescheid erlassen (nachdem sein Wunsch, seine Freundin in diesem Unetrnehmen zu beschäftigen, abgelehnt wurde), der den Gewinn der letzten zehn Jahre aufgefressen hätte. Er war aber so kulant, den Steuerbescheid gegen eine einmalige, allerdings unbescheidene finanzielle Zuwendung zu korrigieren.

Die übrigen EU-Staaten sind wegen der Kooperationsbereitschaft mit den deutschen Behörden und den diversen Meldepflichten der Banken und Finanzämter eher unattraktiv.
Optional könnte man sich auch pro forma selbstständig machen als Ein-Mann-Firma (Ich-AG), wenn der Arbeitgeber da mitspielt. Man verliert aber dabei so angenehme Dinge wie Kündigungsschutz, Betriebsrenten und ähnliches.

Wer nicht zu den Besserverdienern jenseits der 120.000.- € Jahreseinkommen gehört, für den lohnt sich dieser ganze Aufwand nicht. Der lässt seine ganze bisherige Existenz zusammenbrechen und richtet sich im sozialen Netz ein. Wenn man sich vor Augen führt, dass das durchschnittliche Monatseinkommen in Deutschland bei 2.600.- € brutto liegt, dann kommen da bei einer Steuerklasse 1 ca. 1.800.- € netto raus. Nach 40 Jahren Schufterei hat man dann eine Rente in Höhe von ca. 48% des Netto-Einkommens zu erwarten. Das sind dann 810.- €. Das entspricht in etwa dem Hartz 4-Satz. Wozu dann vorher 40 Jahre knüppeln?


RE: Firma im Ausland - p__ - 12-02-2020

Einzupreisen ist in diese Konstruktionen auch das Problem, dass sich die gegenseitigen Auskunftswege stetig ändern und verschärfen. Man kann sagen: Wo Daten sind, da werden sie früher oder später auch abgegriffen und weitergereicht. Noch vor zehn Jahren haben Viele genau das für Fantasie erklärt, was heute fast weltweit Standard ist, der automatische Informationsaustausch über Finanzanlagen.

Bei Firmen und Steuern erweitern sich Auskunftspflichten ebenfalls stetig. So sind zum Beispiel die Unternehmensregister (Business Registers Interconnection System - BRIS) seit zwei Jahren in der EU miteinander verknüpft worden plus Island, Liechtenstein, Norwegen. Über ein weltweites Firmenregister wird verhandelt plus neuen Veröffentlichtungspflichten. Oder erweiterte Berichtspflichten einzeln für jedes Land separat, in dem eine Firma tätig ist. Bislang gilt das nur für Banken.

Steuern ebenso. Der Durchgriff geht immer weiter. Die USA prüfen seit neuestem in einem langen, komplizierten und offenbar absichtlich ungenau erstellten Formular sogar ausländische Minderheitsbeteiligte, siehe https://www.canopytax.com/blog/what-you-need-to-know-about-filing-irs-form-5472 :

"Simply put, Form 5472 is an information return that provides information on reportable transactions between the reporting corporation and its foreign related party. In other words, for any businesses that have owners, partners, or shareholders that are considered a foreign person by the IRS must disclose all their transactions with international partners, owners, or shareholders.

The form is a requirement for C corps and LLCs that have at least 25% foreign ownership, shareholders or partners, or foreign-owned U.S. disregarded entities, also known as FOUSDEs. Reportable transactions must be reported every year and must include any type of activity between foreign owners and the corporation. It is filed with the corporation’s tax return.
"

Damit landen auch ausländische Minderheitsbeteiligte samt aller ihrer Details direkt im US-Finanzamt und dort werden diese Daten Stück für Stück allerlei weitere Begehrlichkeiten wecken. Der Weg zum Weiterreichen in die Heimatländer ist dann nur noch sehr kurz, wie schon bei der Finanzdatenauskunft geschehen. Wer eine ausländische Firma gründet um zum Beispiel unerkannt sein eigener Arbeitgeber zu sein, könnte dann möglicherweise Probleme bekommen. Wie beim Bankdatenaustausch kann das erschreckend schnell auf "weltweit" ausgeweitet werden.

Traditionell gibt es da immer zwei Wege raus: Der Clan- und Mafiaweg, bei dem der Datenbestand nach aussen immer sauber bleibt, die Dinge aber in Wirklichkeit über soziale und andere Beziehungen laufen, die "Familie". Bewährt seit 2000 Jahren. Die Firma des Schwagers, der Gesellschafter ein Strohmann. Der zweite Weg bleibt immer unter dem Radar. Auskunft ab 25%? Also 24% Anteile. Ausweis ab 2000 EUR? Also gekauft für 1999 EUR. Immer korrekt, aber immer am Limit.


RE: Firma im Ausland - Austriake - 12-02-2020

Ergänzend hierzu noch der Hinweis, dass sich u.a. auch die Sozialversicherer austauschen. Meine deutsche Rentenversicherung weiss ganz genau, wieviele Monate Beiträge in welcher Höhe ich im Lande XXX an die dortige Kranken- und Pensionsversicherung bezahlt habe.
Da die deutsche Rentenversicherung jederzeit Auskünfte über ihre Versicherten an Jugendämter und Ex-Ehepartner erteilt (an wen sonst noch alles weiß ich nicht), ist es für Jugendamt und Ex-Frau eine ganz leichte Übung nachzurechnen was der U-Pflichtige denn während seiner Zeit in Belutschistan so verdient hat.....

Wenn aber der U-Pflichtige wissen will, welche (Sozial-) Ämter denn seine Ex-Frau im Laufe der letzten Jahre beschissen und betrogen hat und in welcher Höhe, da gibt es plötzlich - DATENSCHUTZ!!!!
Somit werden einem U-Pflichtigen so gut wie alle Möglichkeiten genommen, seiner Ex nach §1579 BGB beizukommen.


RE: Firma im Ausland - Alles-durch - 12-02-2020

Alles sehr gut dargestellt von Austriake und p_

Ein weiterer Aspekt sind !!!für Selbständige!!! die Kosten im Ausland. Steuerberater, Anwälte, Dolmetscher,...... Du brauchst eine Firmenadresse einen Ansprechpartner im Ausland, etc.

In Billigländern bist Du der reiche Deutsche und die bitten Dich ordentlich zur Kasse. Zudem hast Du immer das ungute Gefühl, dass Du nicht wirklich weist, was eigentlich läuft, weil Du ja die Sprache nicht sprichst und die Dokumente/Gesetze nicht lesen kannst. Wenn Dir aber bspw. der Steuerberater Unsinn erzählt, bist Du in der Haftung. Dir wird dann erzählt, dass Du es einfach falsch verstanden hast, weil Du die Sprache nicht sprichst.

Da Du vermutlich keine Top-Berater bezahlen willst, wirst Du bei irgendeinem billigheimer-Steuerberater landen und dann bist Du richtig böse in der Haftung. Die Abwicklung ausländischer Firmen ist ebenfalls nicht gerade einfach. Gegründet ist eine Firma im EU-Ausland sehr schnell, aber wenn Du die zumachen willst, dann wird es schwierig.

Im Ausland wird oftmals auch viel mehr auf persönlicher Ebene geregelt, als in Deutschland. Dann hast Du die Reisekosten an der Backe. Du bist nicht Vorort und dann fallen die Hemschwellen Dich zu zocken. Du bist einfach zu weit weg, um es zu kontrollieren und dann noch die Sprachhemmnisse.

Es kommt aber immer drauf an, welches Ausland. Wenn wir über die teuren Industrieländer reden, ist es natürlich wie in Deutschland. Dann bist Du aber für die Firmenadresse und das Callcenter, dass die Anrufe entgegen nimmt direkt ein paar hunderter im Monat los.

Also bei aller Liebe, aber wenn es lediglich um ein paar hunderter im Monat geht, solltest Du das direkt wieder vergessen.

Ich habe einen Bekannten, der seine halbe Familie als Minijobber eingestellt hat und viele Rechnungen sammelt. Dem scheint es ganz gut damit zu gehen, seine Familie zu beglücken.

Ein anderer ist in die Pleite gerutscht. Die Firma führt seine Schwester weiter und er selbst ist Angestellter. Was die untereinander dealen, kann ich Dir nicht sagen.

Das Finanzamt habe ich persönlich immer als sehr Kooperativ erlebt und auch die Transparenzforderungen wurden nie übertrieben. Ich bin aber auch eine kleine Nummer für das Finanzamt.

Demgegenüber hat das Jugendamt Datenkrake gespielt; waren dann aber zu blöd eine Bilanz zu lesen.

Meiner Meinung nach hat Deutschland einen Dekadenzgrad erreicht (Sozialstaat), bei dem es höchste Zeit wird ins Ausland zu gehen. Also nicht wegen dem konkreten Unterhalt, sondern wegen dem Unterhalts-/Alimentierungssystem, mit dem die Leistungsträger ausgebeutet werden.

Wenn Du also die Chance hast ins Ausland zu gehen, dann mach ernst!!!

Meine Mutter lebt vom Sozialstaat und sagt immer: "Mir müssen die was geben." Ich frage dann immer: "Woher soll es kommen?" Ihre Antwortet: "Von Leuten, die noch was haben"
Wir sind uns dann drüber einig, dass ich mein Vermögen aus Deutschland abziehen sollte, bevor die Türen zufallen. Ich kenne auch niemanden, der mir sagt, dass meine Sorgen unbegründet seien.