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Geschiedenes Scheidungskind - neuleben - 30-01-2011 [Diskussion hier: http://www.trennungsfaq.com/forum/showthread.php?tid=3902 ] Hallo Gemeinde, nachdem P meinte ich solle doch mal meine Geschichte hier schreiben, werde ich das hiermit anfangen. 1) Meine Eltern wurden in den 70ern geschieden. Ich war damals 8. Eines Tages kam ich von der Schule heim und die Wohnung war komplett leergeräumt. Meine Mutter war fort, zusammen mit ihrem Geschäftskollegen durchgebrannt, wie ich später erfuhr. Mein Vater hatte natürlich von da an einen unendlichen Haß auf meine Mutter und versuchte jeglichen Kontakt von mir zu ihr zu unterbinden. Quasi unter Lebensgefahr bin ich damals zu der Dorf-Telefonzelle geschlichen und habe sie ab und zu angerufen. Sie wohnte im Nachbardorf im Haus ihres Neuen. Sie wurde damals schuldig geschieden. Irgendwann wurde vom Gericht die 14 Tage-Wochenend Besuchsregelung eingeführt und ich sah dann meine Mutter entsprechend. Zwischen meiner Mutter und meinem Vater gab es seit der Trennung keinerlei Kontakt, bis zum heutigen Tag. Die 14 tägigen Besuche wurden für mich als zum Horrortripp, weil mein Vater mich derart bearbeitete, daß mir meine Mutter als im Traum als Hexe erschien. Um den "Gestank" meines Vaters abzuwaschen, mußte ich bei Ankunft bei meiner Mutter erstmal baden und wurde einparfümiert, was wiederum mein Vater roch und der dann wieder bei der Rückkehr auf mir rumhackte. Nun ja, sie tobten ihren Krieg eben auf mir aus. Zumal meine Mutter nicht einmal bereit war, den minimalen Unterhalt zu zahlen, zu dem sie vom Gericht verdonnert wurde. Es gab unendlich viele Gerichtsverhandlungen. 2) Der ganze Terror verfehlte bei mir natürlich nicht seine Wirkung. In der heißen Scheidungsphase bin ich dann in der Grundschule sitzen geblieben. Da meine Vater noch recht jung war, hat er dann auch noch angefangen zu studieren. Das führte dazu, daß er die ganze Woche über in Frankfurt, in der Studentenbude wohnte und ich in meinen jungen Jahren volkommen auf mich alleine gestellt war. Davon durfte natürlich niemand etwas erfahren.............. Das Groteske, meine Mutter schwelgte mit neuem Mann im Reichtum, holte mich als mit dem dicken Benz ab und bei uns war es teilweise mit den Lebensmitteln knapp. Nachts alleine, bin ich manchmal mit Freunden, die in ähnlicher unbewachter Situation waren, losgezogen und wir haben Baustellen in der Nähe verwüstet. Aufgrund des Geldmangels meines Vaters, wohnten wir in einem 20 stöckigen Hochhaus, ein damals bekannter sozialer Brennpunkt, in einer aufstrebenden Industrieregion. Wirklich irre, wenn ich so zurückdenke. Ich war Einzelkind und meine Mutter hatte anscheinend geplant mit neuem Mann auch ein neues Kind zu machen. Irgendwann stellte sich aber heraus, daß sie keine Kinder mehr bekommt, ab da ging dann das Gezerre los. Sie und ihr neuer Mann fingen plötzlich ungemein an sich um mich zu bemühen. Ich wurde auch mit 14 vor Gericht gezerrt und mußte vor dem Richter aussagen bei wem ich leben will. Ich entschied mich für meinen Vater. Von da an hatten wir dann regelmäßige Besuche durch das Jugendamt. Weil meine Mutter meinte ich würde bei meinem Vater verwahrlosen. Nun ja, wenig Geld weil er studierte, da hat man natürlich keine Markenklamotten. Da sich das Jugendamt immer anmeldete, war mein Vater an dem Tag natürlich von Frankfurt da, die Wohnung aufgeräumt und wir erzählten die einstudierten Lügenmärchen über den Tagesablauf. RE: Geschiedenes Scheidungskind - neuleben - 30-01-2011 3) Die Erziehung durch meinen Vater habe ich als sehr streng empfunden. Mehr als einmal wurde ich mit dem Gürtel verdroschen. Weil ich eben dadurch, daß ich die ganze Woche ohne Aufsicht war, so einigen Blödsinn anstellte. Aber da meine Mutter den gleichen herrschsüchtigen Charakter als zweiten Mann gewählt hat, hätte mich dort ähnliches erwartet. Daher war für mich schnell klar, ab 18 will ich mein eigenes Leben leben. Wahrscheinlich weil ohne Mutter eine Frau für mich doch ein recht fremdes Wesen war, habe ich recht früh angefangen mich für Frauen zu interessieren. Schon mit 11 meinten manche ich sei 15 oder 18, daß ich ohne Aufsicht war, vereinfachte das Ganze natürlich für mich. Jedenfalls auch das bescherte mir natürlich einiges an Ärger. Mein Vater beendete das Studium und wurde verbeamteter Lehrer. Wir zogen um und lebten von da an in einer Großstadt. Ich beendete die Hauptschule, machte eine Handwerkerlehre und habe mich mit meinem Vater bei meinem Auszug an meinem 18ten Geburtstag noch fast geprügelt, so zerstritten waren wir da. Ich bin zu meiner damaligen Freundin gezogen, die mit ihrer geschiedenen Mutter zusammen lebte. Tja und diese Freundin wurde dann auch meine erste Frau. RE: Geschiedenes Scheidungskind - neuleben - 31-01-2011 4) Kurz darauf sind wir in eine eigene Wohnung zusammengezogen. Da ihre Mutter vorwiegend mit sich selbst beschäftigt war, spielte es auch keine Rolle, daß meine damalige Freundin noch nicht einmal volljährig war. Die eigene Bude, das war schon was, eine derartige Bruchbude, daß wir im Winter innen am Fenstersims eiszapfen hatten. Finanziell war es natürlich sehr eng, von Anfang an mußten wir uns selbst durchschlagen, erhielten keinerlei Unterstützung irgendeiner Art von den Eltern. Sie machte eine Berufsausbildung und ich mußte dann auch noch meinen Grundwehrdienst ableisten. Weil ich schon früh auf eigenen Füßen stand und mir zum Grundsatz machte, mir von niemandem mehr im Leben Vorschriften machen zu lassen, wurde die Bundeswehr für mich zu einer Katastrophe. Sport war mir schon immer sehr wichtig, in der Schule konnte keiner mit mir mithalten, ich machte viele Jahre insbesondere Kampfsportarten. Als mich in der ersten Woche so ein dahergelaufener Stufz in der Grundausbildung anschnauzte, habe ich ihm kurzerhand so eine reingehauen, daß er bewustlos am Boden lag. Nun ja, das brachte mir einige Tag Bau ein............... Es sollte aber der einzigste größere, jedoch für die Zeit nachhaltige, Zwischenfall bleiben, glücklicherweise wurde ich dann doch noch heimatnah versetzt, so daß die restliche Zeit recht locker rum ging. Ich bin als nicht einmal mehr in die Kaserne gefahren, wenn keine Gefahr bestand, daß es auffällt. War weder bei Morgen-, noch bei Abendapellen anwesend. Habe nie ein Manöver mit gemacht. Wir sind dann noch einigemals umgezogen, ich machte Abendschulen, Realschule nach, Technikerausbildung, Fachhochschulreife. Dazwischen immer mal wieder ganze Häuser in Eigenregie als Schwarzarbeiter gutes Geld verdient. Wir heirateten, Kind eins und zwei kamen. RE: Geschiedenes Scheidungskind - neuleben - 31-01-2011 5) Ab dem Zeitpunkt fing meine ExFrau an sich zu verändern. Bis da hin hatten wir ja einiges miteinander durchkämpft. Sie wurde immer emanzipierter, was ich auf entsprechenden Umgang mit Freundinnen zurückführte. Ab da fing auch meine Mutter plötzlich wieder an eine Rolle zu spielen. Meine Frau und meine Mutter wurden beste Freundinnen............... Da wir in der Stadt zu viert in recht beengten Verhältnissen wohnten, bot sie und ihr Mann uns an, doch zu ihr aufs Dorf zu ziehen. Sie kauften eine große Eigentumswohnung (Neubau), die wir durch erhöhte Miete abbezahlen sollten und irgendwann sollte die dann uns gehören. Das Angebot war natürlich zu verlockend und ich Idiot habe es gemacht. Im Nachgang wurde mir natürlich klar, daß es nie um uns oder gar mich ging, sondern nur um unsere Kinder. Massiv begangen sie sich in unsere Erziehung, unser Leben einzumischen. So waren Konflikte mit mir natürlich programmiert. Ich mußte feststellen, daß wir in eine Dorfclique gezogen waren, in der alle unter einer Decke steckten. Korruption war an der Tagesordnung, jeder kennt jeden, man wäscht sich die Hände gemeinsam....... Gewachsene Strukturen, die ich so nie kennen gelernt habe. Jeder wußte vom Nachbarn alles. Es wurde beobachtet was wir wann taten. Für mich einfach nur grauenhaft, meine ExFrau fühlte sich pudelwohl. Wir stritten immer mehr, ich wurde zusehens zum komischen Aussenseiter gemacht. Meine Lebenseinstellung passte absolut nicht zu diesem erzkonservativen, spießigen Naziumfeld. Bald erwischte ich sie dabei, daß sie sich bereits seit langem nach einem Ersatz für mich umsah, der besser in ihr neues Lebensumfeld passte. Anscheinend wußte das die eingeschworene Gemeinschaft schon lange, nur ich als gehörnter erfuhr es als Letzter. Meine ExFrau forderte ich dann auf, daß wir wieder zurück in die Stadt ziehen. Das wollte sie natürlich nicht. Sie wollte eine Trennung auf Probe, um in Ruhe den Neuen ausprobieren zu können. Da bin ich dann natürlich ausgerastet und habe die gesamte Wohnung zu Brennholz verwandelt. Das allseits bekannte Resultat war dann, daß ich die Wohnung nicht mehr betreten durfte und mich auf bestimmte Entfernung weder den Kindern noch ihr nähern durfte. Drei Jahre hatte mein Experiment Dorfleben unter Nazis somit angedauert. Meine Mutter hatte es in dieser Zeit mit ihrem Mann geschafft, mir die Frau zu entfremden und sich meine Kinder zu nehmen. Um ihrem Mann seinen größten Wunsch zu erfüllen, Kinder, Enkel, Erbfolger. So kalt gestellt, bin ich dann zurück in die Stadt zu meinem Freund gezogen. 6) Was von da an auf mich zukam, war mir natürlich bewusst. Hatte ja genügend Erfahrung aus meiner eigenen Jugend. Die erste Konsequenz war: -Ich habe sofort aufgehört zu Arbeiten.- -So lange Ex noch nicht das Schloß ausgebaut hatte, habe ich alle Unterlagen in einer Aktion aus der Wohnung geholt.- -Sämtliches Geld von den Konten abgeholt, mein Kumpel hat ein Konto für mich eingerichtet.- -Alle Daueraufträge gestoppt- -Einzüge ins leere laufen lassen- -Anwalt, Prozesskostenhilfeantrag, war ja arbeitslos, bzw. hatte Umschulung beantragt- -Ich habe die Scheidung eingereicht, damit hätte sie nicht gerechnet.....- Es gab noch ein kleines Anwaltsscharmüzel wegen den Kindern, ich wollte sie haben, mir war jedoch klar, daß ich keine Chance hatte. Es kann mir aber keiner Vorwerfen, ich hätte es nicht versucht............. Der Rest ist Programm, ich wurde zu entsprechenden Unterhaltszahlungen verdonnert. Die Zahlungen für die Kinder übernahm wohlwollend das Jugendamt. Im Scheidungsurteil wurde das auf DDT Stufe 1, damaliger Geldbetrag festgelegt, weil ich ja arbeitslos war. Für sie wurde kein Unterhalt eingetragen, weil es bei mir ganz offensichtlich nichts zu holen gab. Jedoch ihre Anwältin wollte natürlich......................... Da habe ich dann aber einen Schlußstrich gezogen, bin nach Frankfurt in den Flieger und endgültig in die Freiheit geflogen. Habe sie noch vom Flughafen aus angerufen und mich verabschiedet und ihr gesagt, daß sie gefälligst für ihr Geld arbeiten gehen soll. Sie war sprachlos, denn sie mußte schon viele Jahre nicht mehr arbeiten. RE: Geschiedenes Scheidungskind - neuleben - 31-01-2011 7) In welches Land der Flieger ging, schreibe ich jetzt nicht. Will ja wieder da hin und meinen Frieden haben. Jedenfalls ging es entgegen der aufgehenden Sonne und ich habe mich mit Jobs auf dem Bau über Wasser gehalten. Natürlich hatte ich auch einen Batzen Geld dabei, den ich dann in den Jahren nach und nach verbraten habe. Das waren früher aber noch ganz andere Verhältnisse. Ende der 80er und Anfang der 90er war Asien noch wirklich exotisch. Heute verkommt alles immer mehr zu einem Abklatsch des Westens. Gar nicht mehr mit früher vergleichbar. Auf der Suche nach Arbeit habe ich mehrere Länder durchstreift. Hatte viele wunderbare Erlebnisse, die ich mein ganzes Leben nicht vergessen werde. Dabei habe ich dann auch meine heutige Frau kennen gelernt. Vorab ging ich erstmal nach Deutschland zurück. Besorgte entsprechende Papiere, weil wir heiraten wollten. Gleichzeitig habe ich natürlich nachgeforscht, ob was gegen mich vorliegt, was meine Ex so treibt. Es lag absolut nichts gegen mich vor, meine Ex arbeitete notgedrungen. Die Kinder waren da, wo sie sie haben wollten, bei meiner Mutter und ihrem Mann. Im Zuge einer Familienzusammenführung, mußte ich mir kurzzeitig einen Job in Deutschland suchen dann holte ich meine Frau nach Deutschland und fing an zu studieren. Wir lebten mehrere Jahre in einer 20m2 Studentenbude. Sie bekam eine Stelle und putzte das Studentenwohnheim. Es war eine schöne Zeit, wenn ich so zurück denke. Das Jugendamt meldete sich natürlich bei mir. Da ich in Asien mit Touristenvisas rumzog, die ich immer verlängerte, was ich nachweisen mußte, bekam ich den vom JA gezahlten Unterhalt erlassen. Da ich kein Einkommen hatte. Gleich nach dem Studium, bekam ich einen gut bezahlten Job in einem Dax-Konzern. Von da an zahlte ich anfallenden Unterhalt für die Kinder. Auch das JA wollte ein bischen was, es war aber relativ wenig. Meine Auslandserfahrung wirkte sich sogar positiv aus, weil ich mir immer Beurteilungen von meinen Arbeitgebern geben habe lassen, auch wenn ich die mir selbst schreiben mußte, weil das quasi gar keine Firmen im westlichem Sinne waren........ Aber es half in jedem Fall und ich hatte keine Lücken. Zudem sieht man viele Dinge mit ganz anderen Augen, zumindest Damals war das ein Vorteil. Ich spezialisierte mich auf betriebsinterne Systeme und werde jetzt noch 5 Jahre machen. Dann werde ich mit meiner Frau wieder nach Asien gehen und ich denke, wenn nichts dazwischen kommt, werden wir dann die nächsten 20 Jahre dort bleiben. Meine Kinder stehen heute im Berufsleben. Ab und zu haben wir Kontakt, sie sind aber fest in die Dorfstruktur eingebunden, genau so wie es meine Mutter geplant hatte. Für mich ist das kein Leben, ich habe mich nur schwer wieder in das Leben in Deutschland einfinden können. Habe es eigentlich bis heute nicht mehr richtig geschafft. Ich lege aber auch gar keinen großen Wert darauf, zu widersprüchlich ist hier vieles, wenn man es mit fremden Augen betrachtet. Mein Vater, wie sollte das anders sein, wurde natürlich nur Beamter, weil er in Frühpension gehen wollte. In den 70ern, wurde in Deutschland ja alles verbeamtet, was zwei Beine hatte. Er hat gerade mal die 5 Jahre absolviert, die mindest erforderlich sind, um frühpensionierter Beamter werden zu können. Plötzlich fiel er in tiefe Psychose, aus der er erst wieder erwachte, nachdem er den Pensionsbescheid in Händen hatte................. Jahrzehnte lang lebt er nun von seiner Pension, hat die zum großten Teil von Beihilfe bezahlte private Krankenversicherung ohne auch nur noch einen Finger krumm zu machen. Das nenn ich wahrlich "anstrengungsfreier Wohlstand" der so gerne anderen Bevölkerungsgruppen zugedichtet wird. Er hat auch wieder eine neue Familie, mit Kind in Deutschland, wir haben fast keinen Kontakt. Da lege ich auch keinen sonderlichen Wert drauf. Wenn ich manchmal so den Lebensweg von Kollegen höre, muß ich sagen, daß ich froh bin, das es bei mir so gekommen ist, wie es bei mir kam. Deren geradeliniger, typisch Deutscher Lebensweg, hätte mich wahrscheinlich vor lauter Langeweile umgebracht. So P, jetzt hast du meinen Bericht und vielleicht, mülle ich deine Threats jetzt etwas weniger voll................... 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