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Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - Druckversion +- Trennungsfaq-Forum (https://www.trennungsfaq.com/forum) +-- Forum: Diskussion (https://www.trennungsfaq.com/forum/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Konkrete Fälle (https://www.trennungsfaq.com/forum/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? (/showthread.php?tid=6491) |
Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - PolyTrauma - 21-09-2012 Hallo Leute, an dieser Stelle vorab ein ganz dickes Lob, Respekt und meinen Dank für dieses schonungslos ehrliche und direkte Forum. Ich lese schon eine ganze Weile hier mit und habe, nicht zuletzt weil Ihr hier ohne Weichspüler direkt auf den Punkt kommt, in so mancherlei Hinsicht gerade noch die Kurve gekriegt. So ganz ist die Sache bei mir noch nicht ausgestanden, doch dafür werde ich unter "Meine Geschichte" einen extra Thread aufmachen. Heute schreibe ich, weil ich gestern im Nachbarforum (vatersein) den Thread eines in Entsorgung befindlichen Vaters las, der ungeachtet der wertvollen Tipps, die er von den Leuten dort bekam, einfach nicht aufwachen wollte, seit März(!) immer wieder hin- und wieder zurückruderte, während seine Entsorgerin eiskalt und zielstrebig vollendete Tatsachen schaffte. "Also wirklich!", dachte ich mir, selbst noch ein Trennungsfrischling, doch beseelt vom Zorne des Gerechten und inspiriert durch die Geschichte des bumbui, "Dieser arme Mann muss doch aufzuwecken sein!" und fing an, zu schreiben: Zitat:Moin R, Er schrieb zurück, er sei jetzt wach und dass es schade sei, dass ich so spät schreibe, da er jetzt schon vieles vor den Baum gefahren habe. Als ich meinen Beitrag dann ein paar Stunden später nochmal durchlas fiel mir neben ein paar Rechtschreibfehlern auf, dass die geschriebenen Zeilen, obwohl gezielt für diesen unglücklichen Vater geschrieben, ohne jede Änderung auf gefühlte 99,9% der Entsorgungsgeschichten passt, die ich bisher hier und anderswo lesen "durfte". "Erschreckend!", dachte ich mir, "Ist die deutsche oder gar weltweite Weiblichkeit wirklich so gestrickt?" Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das Lesen all der traurigen Geschichten mein Frauenbild verzerrt, oder ob ich jetzt einfach nur klar sehe. Vielleicht wächst die Spezies Frau ja hier einfach nur im falschen Biotop auf. Die Aga-Kröte kann ja auch nichts dafür, dass gedankenlose Menschen sie nach Australien verfrachtet haben. Eure Gedanken zu dieser Thematik würden mich interessieren, ebenso Eure Meinungen zu meinem obigen Beitrag. Was wäre zu ergänzen, relativieren oder korrigieren? Grüßle Wolfgang ..., der sich an seinem erkämpften und seit 18 Monaten gelebten Wechselmodell erfreut. RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - sorglos - 21-09-2012 (21-09-2012, 03:23)PolyTrauma schrieb: Du hast ein absolut VITALES Interesse daran, dass aus Gegnern keine Feinde werden! Einiges gefällt mir an deinem Text ganz gut, manches würde ich ein wenig anders formulieren. Um es noch abzurunden fehlen mir noch ein paar Dinge: 1. Der Blick aufs Kind. Kurz: Langfristig zählt nur, wieviel bedeutungsvolle Zeit man mit dem Kind verbringen kann. 2. Durch den Blickwinkel auf den Paarkonflikt, fehlt mir der Sachverhalt, dass "neue Mitspieler" mit eigener Agenda auftreten. Die Dynamik von "anderen Mitspielern" in der eigenen Familie wird quasi immer unterschätzt. Wie ginge es auch anders, denn man hat ja damit bisher keine Erfahrungen gemacht. 3. Am "aufwachen" hindern sich viel auch selbst, indem sie.....(in der Verunsicherung)... .... Behördentypen mehr trauen, als anderen Fachleuten oder erfahrenen Menschen .... §-dreschenden Schlipsträgern und Rocktussen mehr vertrauen, als ihrem Herzen und Rückgrat .... merkwürdigerweise "entsorgten" Vätern, die viel oder alles verloren haben mehr trauen, als solchen, die erfolgreich umfangreichen Kontakt mit den Kindern oder Wechselmodell praktizieren. Es ist eben bequem, die eigene Verantwortung an Externe oder an das Schicksal zu delegieren. Wenn jemand "die nächsten 20 Jahre Familienleben ohne Ex" denken kann, dann ist er vielleicht "aufgewacht". RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - PolyTrauma - 21-09-2012 (21-09-2012, 06:31)sorglos schrieb: .... merkwürdigerweise "entsorgten" Vätern, die viel oder alles verloren haben mehr trauen, als solchen, die erfolgreich umfangreichen Kontakt mit den Kindern oder Wechselmodell praktizieren.Hmm... Ging mir zunächst auch so. Man sucht gezielt nach Leuten, die ähnliche Probleme mit einer bockig-zickigen Ex haben, während erfolgreiche Praktizierer des Wechselmodells es wahrscheinlich bereits in der Frühphase der Trennung geschafft haben, die Ex erst gar nicht zu Glanzleistungen beim Bockigsein anzustacheln. (21-09-2012, 06:31)sorglos schrieb: Wenn jemand "die nächsten 20 Jahre Familienleben ohne Ex" denken kann, dann ist er vielleicht "aufgewacht".Ein Familienleben ohne Ex? Geht das mit Wechselmodell überhaupt? Da müsste man(n) sie ja entsorgen. Meine jedenfalls hatte versucht, meinen Wunsch zu respektieren, keinen persönlichen Kontakt mehr zu ihr haben zu wollen, doch mich hatte es ziemlich bald extrem gestört, sie wie ein Häuflein Elend irgendwo, 20m weiter herumstehen zu sehen, immer, wenn sie unsere Tochter zu mir brachte oder abholte. Sie tat mir leid, und ich kam mir irgendwie vor, wie ein fieses Stück Sch...e. Also ging ich irgendwann hin und meinte: "Hallo Exi, ist es nicht kalt hier draußen? Du könntest unserer Süßen mal beim Päcken helfen, und sie würde sich bestimmt freuen, Dir ... zu zeigen." Nach ein paarmal höflich Ablehnen, kam sie dann irgendwann doch mit rein, Tochterschneckchen freute sich ein Loch in den Po und der Kontakt, der auf Elternebene nötig ist, läuft unverkrampfter. Oder habe ich Dich jetzt irgendwie falsch verstanden? RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - Austriake - 21-09-2012 @ Briese / Polytrauma Freut mich für Dich, dass es Dir nach einiger Zeit gelungen ist, mit der Exe ein halbwegs unverkrampftes Verhältnis zumindest auf der Eltern-Ebene hinzubekommen. Hierzu bedarf es eben ZWEIER halbwegs intelligenter, kultivierter Menschen. So viel Glück habe ich leider nicht; meine Exe ist primitiv- nicht intellektuell, sondern kulturell. Und sie unterscheidet nicht zwischen Emotion und Ratio- warum auch, muss sie nicht. Sie hat alle Helfershelfer auf ihrer Seite. Ich wünsche Dir, dass in deiner Angelegenheit auch die weitere Entwicklung positiv verläuft. Ich habe in meinem Umfeld ein Exen-Paar, die wieder so gut miteinander umgehen können, dass sie jetzt mit den halbwüchsigen gemeinsamen Kindern, den neuen Partnern und deren Kindern aus anderen Beziehungen zusammen Freizeit machen können, Kurzurlaube, Ausflüge, Restaurantbesuche etc.pp. Eine richtig schöne grosse Patchwork-Mischpoke. Austriake RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - Nappo - 21-09-2012 Also, ich muß schon sagen, alleine Dein Schreiben und die entsprechende Formulierung hat mich durchaus beeindruckt ! Man sollte Dich als Diplomat einstellen, frei nach dem Motto : "Der kann den Hund so lange streicheln, bis der Maulkorb fertig ist." Geschickt bist Du vorgegangen und zum richtigen Zeitpunkt. Das hat den Grund, weil man meistens (und ich auch) in der Anfangsphase einer Trennung durch zu viel aufkommende Emotionen, falsche Dinge tut, die nicht das gewünschte Ergebnis hervor bringen, obwohl es in dieser Phase oft noch möglich wäre, wobei man dann später, wenn man ruhiger uns sachlicher geworden ist, nur noch Schadenbegrenzung betreiben kann und gleichzeitig vieles durch verhärtete Fronten nicht mehr durchsetzbar ist. Trotz alledem hast auch Du hier noch Glück gehabt ! Man kann so gut sein wie man will, das Quentchen Glück gehört immer dazu! Wenn Deine Ex von vorneherein, ungeachtet Deines bewundernswerten Charmes, sie "beim Packen der Kindersachen helfen zu lassen", und sie dadurch in Deine Richtung bringen konntest die Dich Deinen Zielen näher kommen ließ, einen Plan gehabt hätte, der bis ins kleinste Detail ausgeheckt gewesen wäre und evtl. den Kindesentzug beinhaltet hätte, währen Deine Chancen geschwunden. Das Wechselmodell konntest Du durchsetzen, weil Du zum richtigen Zeitpunkt reagiert hast und wohl auch Deine Ex kennst. Trotzdem hätte dies nicht immer funktionieren können, je nach Charakter und Wesenszug einer Ex. Wärd Ihr nämlich wegen strittiger Situation beim Familienrichter gelandet, wäre Dein Wechselmodell im Nirvana entfleucht. Privat kann man ALLES ausmachen und regeln, egal was es ist. Schaltet sich deutsches FamilienUNrecht ein, bleiben Logik, Gerechtigkeit und Kindeswohl auf der Strecke. Du hast bis jetzt alles richtig gemacht UND Du hattest das Quentchen Glück. Möge es Dir hold bleiben ;-) Aber : Holzauge sei wachsam ! RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - p__ - 21-09-2012 (21-09-2012, 07:09)PolyTrauma schrieb: Man sucht gezielt nach Leuten, die ähnliche Probleme mit einer bockig-zickigen Ex haben Diese Leute (es ist die grosse Mehrheit) können einem ebenso helfen. Dadurch, dass man vorgeführt bekommt wo Fallen, Gefahren und Fehlentscheidungen liegen. Nicht nur durch Erfolge, sondern auch durch Fehler lernt man. RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - PolyTrauma - 21-09-2012 Hi, Tochterrübennase ist gerade beim Sport, und meine Arbeit beginnt heute erst gegen 17h, sodass ich jetzt nur kurz was schreiben kann. Soviel vorab: Vieles, was ich jetzt als exzellentes Taktieren meinerseits hinstellen könnte, war mehr Glück als Verstand, war weniger bewusst geschicktes Verhandeln, sondern lag vielmehr daran, dass ich nunmal so gestrickt bin, wie ich eben bin. Ebenso bin ich kein Gutmensch, auch wenn ich mich gerne so sehe. Auch in mir gibt es tiefe Abgründe und Leichen im Keller. Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Ticks, und mein allergrößtes Glück im abgrundtiefen Unglück war und ist, dass meine Ex übergroßen Wert auf Geradlinigkeit und Gerechtigkeit legt. Ein Tick, den ich teile und der lange Zeit, trotz allem Drumherum der Klebstoff für unsere Ehe war. Damit, dass sie in einem zentralen Punkt ihrer Selbstdefinition so katastrophal scheiterte, wurde sie zu einem angreifbaren Verhandlungpartner, und die schweren Fehler, die auch ich im laufenden Trennungsprozess machte, blieben zu einem Großteil folgenlos. ... To be continued... RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - Skipper - 21-09-2012 Moin. Im Kontext von vs wirkt die Briese auf mich ausgesprochen frisch, hier reihen sich die geschilderten Polytraumen eher nahtlos ein. ![]() In jedem Fall gefallen mir Sicht und Schreibstil. Kurz zögern ließ mich die Überschrift. Die Eigenschaften 'schlafend' oder 'aufgeweckt' sind aus meiner Sicht nicht immer eindeutig Erfolg oder Mißerfolg zuzuordnen. Es gibt Väter, für die ist das Auseinander-setzen mit der Ex in dem Moment zuende, wenn Paragraphen ins Spiel kommen. Andere werden erst dann richtig munter, wenn sie sich in dicken Wälzern mit der Aufschrift 'BGB' oder so verlieren können. Ich verspüre ein gewisses Unbehagen bei der Haltung, für andere zu wissen, was für sie richtig oder falsch ist. Das können die jeweils Betroffene aufgrund ihrer ganz eigenen Bedingungen nur selbst entscheiden. Grundsätzlich akzeptiere ich die jeweiligen Wege und Ziele, ganz gleich ob diese - dem jeweiligen Naturell entsprechend - wie im Schlaf oder aufgeweckt gefunden werden. Außenstehende müssen Abweichungen von eigenen Vorstellungen ertragen (lernen), wenn Solidarität, Fürsorge nicht in Bevormundung übergehen soll. Die Mitteilung eigener Erfahrungen und Sichten verstehe ich nur als Angebot... Es sei denn, ich werde ausdrücklich aufgefordert: Hol mich hier raus. ![]() . RE: Mann im Entsorgungsprozess: Wie aufwecken? - PolyTrauma - 21-09-2012 (21-09-2012, 17:44)Skipper schrieb: ... Außenstehende müssen Abweichungen von eigenen Vorstellungen ertragen (lernen), wenn Solidarität, Fürsorge nicht in Bevormundung übergehen soll. So sehe ich das auch. Im Beispiel des o. g. Vaters war es einfach so, dass er so herzergreifend treudoof und mitleiderregend unterlegen war, was seine Ex eiskalt und schamlos ausnutzte, dass ich es einfach nicht ertrug, die Füße stillzuhalten. Wirklich gute und klar formulierte Tipps meiner Vorschreiber waren (sinngemäß) mit Relativierungen gewürzt wie "Ja, es besteht die winzige Möglichkeit, dass Deine Ex Dir wohlgesonnen ist, aber ..." Und? Was machte der Ertrinkende? Richtig: Er kam beim Lesen gerade mal bis zum dritten Komma, stürzte sich auf den Strohhalm der winzigen Möglichkeit und kassierte von seiner Ex den nächsten Tritt in die Weichteile. Ich bin ein riesen Fan von political correctness, doch auch die hat ihre Grenzen. Das Mindestziel, auch wenn Ablehnung dabei herausgekommen wäre, wurde erreicht, nämlich ein aktiver eigenständiger Denkprozess. Das war es mir einfach wert. |