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Meine Geschichte (mit letztendlich gutem Ausgang)
#1
Wie angekündigt versuche ich meine Geschichte aufzuschreiben. Ich werde sie in mehreren Teilen veröffentlichen. Zum einen ist die Geschichte sehr lang (ging über mehrere Jahre) und zum anderen bin ich mir sicher, dass es mich zwischendurch emotional überfordert und ich einfach eine Pause machen muss.

Warum schreibe ich erst jetzt? Mein Kind ist diesen Monat achtzehn geworden und es ist mir jetzt sch…lichtweg egal, ob die Mutter das liest. Und ich habe einige Jahre gebraucht, um über längere Zeitabschnitte geordnet erzählen bzw. schreiben zu können, ohne dass es mich innerlich zerreißt.

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Die Geschichte ging letztendlich gut aus, was aber zum großen Teil pures Glück war.

Ich bin in einer Familie mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Wir hatten eine glückliche Kindheit, Elternstreitigkeiten gab es nicht, bzw. wurden nicht vor den Kindern ausgetragen. Demzufolge war mein Wusch schon immer, ebenfalls eine Familie zu gründen, Kinder in die Welt zu setzen und diesen beim Großwerden zu helfen. Da ich einen gefragten Beruf habe, waren auch immer Bewerberinnen zur Stelle, nur mit der Familie mit vielen Kindern wollte es nie so recht klappen. Und so kam es wie es kommen musste: ich lernte eine Alleinerziehende mit zwei Kindern kennen. Sie lebte von Harz4, würde am liebsten studieren aber man lies sie ja (angeblich) nicht. Dass sie ursprünglich aus dem Ostblock kam, machte die Sache für mich nur noch reizvoller. Aber sie lebte schließlich schon einige Jahre in Deutschland. Dass sie damit die hiesige Helferschar bereits hinter sich wusste, war mir damals nicht klar (großer Fehler). Ihre Kinder waren sehr verzogen. Lügen, sich Verprügeln, Klauen und Unterschriften nachmachen waren an der Tagesordnung. Ich schob es auf die Überforderung der Mutter (nächster großer Fehler) und dachte, das kriegen wir gemeinsam schon hin. Natürlich bekamen wir das nicht hin, da die Mutter keinerlei Interesse an Unterstützung meinerseits in Fragen der Erziehung hatte. Es waren ja IHRE Kinder. Es folgten einige Jahre stetiger Beziehungsschwankungen, bis sie schließlich schwanger wurde. Ich wähnte mich am Ziel meiner Wünsche und dachte, nun wird alles gut. Da das Kind mittels Kaiserschnitt zur Welt kam, war ich derjenige, der es zuerst im Arm hielt, es anschließend wusch und dessen Stimme es als erstes hörte.

Die ersten zwei Jahre lief alles gut. Ich schrieb der Mutter Anträge, damit sie doch noch ein Studium beginnen konnte (trotz bereits 25 Jahre in Deutschland war ihr deutsch nicht „formulartauglich“), war immer da wenn ich gebraucht wurde (das war sehr oft) und sang das Kind jeden Abend in den Schlaf während die Mutter stundenlang mit Freundinnen oder der Verwandtschaft telefonierte. Ich besorgte einen damals noch raren Kinderkrippenplatz, so konnte die Mutter ihr Studium (klar welche Fachrichtung: Sozialgedöns) beginnen. Jeden Tag brachte ich das Kind in die Krippe und holte es nachmittags wieder ab. Wir verbrachten viel Zeit zusammen.

Ich wohnte weiterhin in meiner eigenen Wohnung, verbrachte aber meine gesamte Freizeit bei meinem Kind. Zusammenziehen wollte die Mutter nur in ein Haus. Eine Wohnung in meinem Mehrfamilienhaus, dass ich bereits besaß (okay, mehrheitlich gehörte es der Bank), war ihr nicht gut genug. Also kaufte ich ein weiteres Haus, welches ich anfing zu sanieren. Mein Kind und auch ihre Kinder verbrachten viel zeit bei mir, denn die beiden hatten zum ersten Mal einen Garten. Das Verhältnis zur Mutter wurde aber immer schlimmer, da der Hausumbau nicht schnell genug voran ging. So kam es, dass mit Übergang des Kindes in den Kindergarten die Trennung anstand. Die Mutter ahnte wohl, dass sie alleine mit drei Kindern nicht mehr zu Recht kommt und so einigten wir uns auf ein Wechselmodell. Ich zahlte dadurch keinen Unterhalt, habe für mich aber beschlossen, dass ich jederzeit für mein Kind da sein werde (im wörtlichen Sinne) und auch alle Kosten übernehme. So als wenn es bei mir leben würde. Beides wurde von der Mutter reichlich ausgenutzt. Sie hatte etwas vor? Kein Problem, Papa nimmt das Kind. Kind braucht neue Schuhe? Auch kein Problem, Papa bezahlt. Von meiner Verwandtschaft hörte ich nur, dass ich mich nicht so ausnutzen lassen solle. Aber ich machte das nicht für die Mutter, sondern für mein Kind. Dass mir das später mal zu Gute kommen würde, wusste ich damals noch nicht.

Die Mutter überlies alles, was mit Kindergarten zu tun hatte, mir. So saß ich öfter als einziger Mann bei Bastelabenden oder organisierte Kinderfeste mit, zu denen die Mutter nicht erschien. Als mein Kind zu einer Zahn-OP musste, hatte die Mutter etwas besseres vor und fuhr mit Freundinnen auf einen Ausflug. Ich habe dann eine Bekannte mitgenommen, die auf der Rückfahrt im Auto auf das Kind Acht gab. So ging die Kindergartenzeit herum. Zwischenzeitlich konnten wir bei der Übergabe des Kindes nicht mehr beide anwesend sein, da das Kind regelmäßig geweint (eigentlich geschrien) hat, weil es nicht zur Mutter wollte. Dass am Ende der Kindergartenzeit die Mutter das Zuckertütenfest vergessen hatte, wunderte mich nicht mehr.

Mit dem Wechselmodell hatte ich bereits viel mehr erreicht, als andere Väter, die davon nur träumen konnten. Ich lebte in der Woche, in der mein Kind bei mir war, in einer schön eingerichteten Wohnung in meinem Mehrfamilienhaus mit einem tollen Kinderzimmer und einem Garten. In der „Mutterwoche“ sanierte ich weiterhin das andere Haus, traf abends Freunde. Auf Arbeit lief es auch erfolgreich. In der Schule engagierte ich mich ebenso, wurde sogar Schulelternsprecher.

Aber es kam wie es kommen musste. Die Mutter beendete das Studium, bekam aber keine Arbeit. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie nun das Kind ja alleine betreuen konnte und klagte auf alleiniges ABR (um anschließend das Wechselmodell zu beenden und reichlich Unterhalt zu kassieren). Richter Nr. 1 (dass ich die mal durchnummerieren werde, war mir da noch nicht klar) befragte das mittlerweile sechsjährige Kind und meinte darauf: „Er kann das Kind befragen, muss aber nichts auf dessen Meinung geben.“ Was er dann auch tat. Das Kind hatte nämlich deutlich artikuliert, dass es bei mir leben wolle. Aber immerhin hat er nicht über das ABR entschieden sondern angeordnet, dass die Eltern eine Mediation machen sollten. Solange bleibt das Wechselmodell bestehen. Diese Mediation dauerte ca. ein Jahr bis die Mutter es beendete, weil sie ihre Interessen nicht vertreten sah. Kurz darauf bekam ich dann auch schon den nächsten gelben Brief und der Kampf um das ABR ging weiter, jetzt mit Richter Nr. 2.

Parallel dazu ereignete sich folgende Geschichte: Eines Sonntagmorgens weckte ich mein Kind, indem ich es am Fuß kitzelte. Da sagte es: „Papa, kitzle mich auch zwischen den Beinen.“ Mich durchfuhr ein Riesenschreck und ich fragte, wer sowas macht. „Die Mama.“

- Fortsetzung folgt –
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#2
Nachdem sich der erste Schreck in Ärger und Wut gedreht hatte, rief ich meine Schwestern an um zu fragen, ob Frauen so etwas tun. Allgemeines Entsetzen und Verneinen. Da ich damals schon in diesem Forum aktiv war, schilderte ich hier den Fall und bat um Ratschläge. Diese waren eindeutig, das ist Missbrauch (die Ratschläge waren teilweise, die Mutter krankenhausreif zu schlagen). In einem langen Telefonat mit einer Kinderpsychologin wurde mir ausdrücklich bestätigt, dass es sich um Missbrauch handelt. Aber ich solle mit Äußerungen darüber sehr vorsichtig sein. Sie kenne genug Fälle, wo es anschließend massiv gegen den Vater ging bis hin zum Verlust des Umgangsrechtes. Sie gab mir den Rat, auf das Kind einzuwirken, dass es selber solche Dinge nicht zulässt. Einige Tage später ergab sich die Gelegenheit, die Mutter daraufhin anzusprechen. Die Antwort war: „Da ist doch nichts dabei.“ Diese Bestätigung der Vorkommnisse brachte mich dazu, noch mehr auf das Selbstbewusstsein des Kindes zu achten und es zu stärken. Parallel schilderte ich den Fall der Bundesbeauftragten für Kindesmissbrauch. Die Antwort kam ziemlich schnell. Es ist Missbrauch und sie gab mir zwei Adressen, an die ich mich wenden könnte. Bei einer dieser Adressen, einem Verein, bekam ich sofort einen Termin. Man war fassungslos über das, was ich erzählte und sicherte mir zu, man würde die Mutter verklagen, wenn das Kind die Geschichte bei ihnen nochmal selber schilderte. Da ich nicht wollte, dass mein Kind die ganze Sache selber so groß sieht, haben wir uns geeinigt, dass ich das Kind weiter stärke und wir in Kontakt bleiben (ob das ein Fehler war, kann ich auch heute nicht beurteilen).

Bald darauf stand die nächste Gerichtsverhandlung an. Richter Nr. 2 war von der Fraktion: Kinder gehören zur Mutter. Auch habe ich sehr viel später erfahren, dass Richter und Mutter sich aus der kirchlichen Gemeinde kannten. Auch dieser Richter befragte das Kind und auch zu ihm sagte es deutlich, dass es bei mir leben wolle. Zusätzlich hatte die Mutter den wohl bissigsten Rechtsanwalt der Stadt. Ich hatte mir extra eine Rechtsanwältin genommen, da ich auf den Frauenbonus gehofft hatte. Da lag ich völlig daneben. Im Gegenteil, sie hatte, wie ich erst später bemerkte, Angst vor dem generischen Anwalt und auch vor dem Richter (nach dem Motto: mit dem muss ich ja noch öfter zusammenarbeiten). Da ich befürchtete, dass ich mein Kind nicht mehr genügend gegen den Missbrauch stärken könne, wenn das Wechselmodell aufgehoben und es bei der Mutter wohnen würde, beschloss ich, beim Jugendamt nachzufragen, wie ich mich bezüglich des Missbrauchs bei der Gerichtsverhandlung verhalten solle. War das ein Fehler? Jain. Ich hatte einfach Pech, dass die für das Kind zuständige jüngere Mitarbeiterin krank war und von einer alten vertreten wurde (die jüngere Mitarbeiterin versicherte mir sehr viel später glaubhaft, dass sie sofort der Sache nachgegangen wäre). Es wurde mir geraten, nachdem ich u.a. auch erzählt hatte, wo ich mir überall Hilfe geholt hatte, in der Verhandlung nichts davon zu sagen, da es von ihr zur Sprache gebracht werden würde. Aber es sollte ganz anders verlaufen. Nicht sie brachte es zur Sprache, sondern der gegnerische Anwalt (das zeigt deutlich, wie raffiniert er war). Er ging gar nicht auf die Sache ein, sondern präsentierte den Chatverlauf aus diesem Forum und warf mir vor, dass ich mein Kind öffentlich zur Schau und blos gestellt hätte. Dass alles anonymisiert war, interessierte ihn nicht. Sein Plan ging, zumindest zur Hälfte, auf: Der Richter ging nicht auf den Missbrauch ein. Ich war über den Angriff so verdattert, dass ich völlig falsch reagiert habe, indem ich mich teilweise verteidigt habe. Meine Anwältin hielt sich komplett zurück. Warum ging der Plan des Anwalts nur halb auf? Der Richter ging auf die ganze Sache gar nicht weiter ein, also auch nicht auf die Vorwürfe gegen mich.

Ich habe immer wieder und lange über diese Verhandlung nachgedacht. Warum hat der Richter gar nicht reagiert? Entweder hätte er dem Missbrauchsvorwurf nachgehen müssen oder er hätte mich wegen Verleumdung und damit leichtem Entzug des ABR dran kriegen können. Aber beides ist nicht geschehen. Heute bin ich überzeugt, dass er geahnt hat, dass sich der Missbrauchsvorwurf bewahrheiten würde und er dem aus dem Weg gehen wollte.

In dieser Verhandlung verlor ich vollständig den Glauben an Gerechtigkeit. Es wurde aber noch nicht über das ABR entschieden. Es folgen noch einige weitere Verhandlungen, mit zwischenzeitlich vielen gegnerischen Anwaltsbriefen voller Lügen und Verleumdungen. Leider machte ich den Fehler, jeden dieser Briefe über meine Anwältin ausführlich beantworten zu lassen. Meine Gesundheit fing an, darunter zu leiden. Eines Tages fand ich mich im Büro meines Chefs wieder, heulend, und bat ihn, mich von meinen Aufgaben zu entbinden (Projektleitungsaufgaben). Tags darauf musste ich mich krank schreiben lassen. Der Grund, den Arzt aufzusuchen war, dass ich Angst hatte, mir etwas anzutun. In klaren Momenten wollte ich das natürlich nicht, ich wollte für mein Kind da sein. Der Arzt wollte mich sofort in die Geschlossene einweisen, was ich ablehnte. Die Tagesklinik schaute ich mir einen Tag an und ging nicht wieder hin (was sollte ich mit Körbeflechten, dachte ich damals). Es wurden mir heftige Tabletten verschrieben (u.a. ein Schlafmittel, welches mich wie einen Baum fällte). Der Arzt bot mir auch an, mir vor Gerichtverhandlungen jeweils eine Beruhigungsspritze zu geben (was ich aber nie genutzt habe, da mir die Antidepressiva schon äußerst stark erschienen). Meine Tage verbrachte ich in der „Mutterwoche“ (das Wechselmodell war noch nicht aufgehoben) mit Gartenarbeit und ertappte mich immer wieder, wie ich einfach vor mich hin starrte oder auf der Wiese saß und losheulte wie ein Schlosshund. Eine Vertrauensperson bat ich, mich jeden Tag einmal anzurufen um sich zu vergewissern, ob ich noch lebte. In der „Papawoche“ lies ich mir vor meinem Kind nichts anmerken, was mir tatsächlich gelang. Zu weiteren Verhandlungen nahm ich meinen Vater als moralische Unterstützung mit, auch wenn er nicht in den Sitzungssaal durfte. Und dann kam es zur vorläufig letzten Verhandlung. Vor dieser Verhandlung war alles wie bei den anderen auch. Es waren Anwaltsbriefe getauscht worden. Ich hatte keinen Plan zurecht gelegt. Den Anfang machte der gegnerische Anwalt mit seinen üblichen Behauptungen und Lügen. In dem Moment stellte ich mir die Frage: ‚Was machst du hier eigentlich? Warum gibst du dich mit diesem Abschaum ab?‘ Das kam ganz spontan und plötzlich war ich klar im Kopf. Dann wandte sich der Richter an meine Anwältin und gab ihr das Wort. Bevor sie anfangen konnte, sagte ich zum Richter: „Ich beteilige mich nicht mehr an dem ganzen hier und antworte nicht mehr auf die Lügen. Ich ziehe alle meine Anträge zurück.“ Ungläubig fragte der Richter meine Anwältin, ob sie auch der Meinung sei, worauf ich antwortete: „Ja, das ist sie.“ Sie stammelte dann sowas wie „dann ist das wohl so“ und schaute mich auch ungläubig an.

- Fortsetzung folgt –
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#3
Nachdem der Richter endlich kapiert hatte, dass ich das ernst meinte, fragte er noch, ob ich denn einverstanden wäre, wenn das Kind fortan bei der Mutter wohnen würde. Daraufhin meinte ich nur, er könne machen was er wolle. Er wandte sich dann an den generischen Anwalt. Unter diesen Umständen wäre es das Beste wenn dieser auch alle seine Anträge zurückziehen würde, was auch geschah. Danach sollte der Umgang festgelegt werden. Ich wurde gefragt, wie ich mir das vorstellen würde. Meine Antwort war wiederum: „Ich beteilige mich nicht mehr, macht was ihr wollt.“ Im weiteren Verlauf wurde auf Betreiben des Richters (hatte er doch sowas wie ein schlechtes Gewissen?) zusätzlich zum 14täglichen Wochenende Freitag nach der Schule bis Montag zum Schulbeginn der Umgang jede Woche Mittwoch nach der Schule bis Donnerstag zum Schulbeginn festgelegt. Weiterhin durfte ich jeden Dienstag- und Donnerstagabend mit meinem Kind telefonieren. Diese Vereinbarung wurde geschlossen und damit war das Wechselmodell Geschichte.

Zwei Dinge möchte ich aber noch schildern, welche während des Wechselmodells passierten. Die Mutter lebte ja von Harz4 und hatte wohl auch Harz4 für das Kind bezogen. Eines Tages wurde ich vom Sozialamt aufgefordert, den Betrag für das Kind zurückzuzahlen. Da ich mich weigerte, mit guter Begründung, wurde ich verklagt. Die Begrüßung beim Sozialgericht war durch eine Schöffin (heißt das so?), warum denn die Allgemeinheit für den Unterhalt aufkommen solle, ob ich denn kein Gewissen hätte? Ich hatte mich aber gut vorbereitet und über eine längere Zeit meine Betreuungszeiten aufgelistet und es stellte sich heraus, dass ich wesentlich mehr Betreuungszeit aufbrachte als die Mutter, weil ich ja oft einspringen sollte. Weiterhin hatte ich alle Ausgaben aufgelistet, die ich für das Kind getätigt hatte (für Kindergarten, Schule, Freizeitaktivitäten). Daraufhin kam das Gericht zu dem Schluss, dass ich keinen Unterhalt schulden würde. Dass keine Entschuldigung von der Schöffin kam, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Was ich später erfuhr war, dass die Mutter dem Sozialamt das Wechselmodell verschwiegen hatte und nun selber Geld zurückzahlen musste.

Die zweite Sache ereignete sich an einem Freitagnachmittag. Das Kind sollte von mir zur Mutter wechseln. Da die Mutter es nicht von der Schule abholen konnte oder wollte, brachte ich es zu ihr. Sie wartete mit einer Ihrer anderen Kinder vor dem Haus. Mein Kind wollte nicht zu ihr und weinte und versteckte sich hinter mir. Zureden meinerseits half nicht, weggehen auch nicht, da es sich an mich klammerte. Die Mutter ging dann mit den Worten „macht doch was ihr wollt“ ins Haus. Da stand ich nun und guter Rat war teuer, Zeugen hatte ich ja nicht. Erster Gedanke war zum Richter zu gehen und ihn um „Rat“ zu fragen, aber es war ja Freitagnachmittag (ihr wisst ja: öffentlicher Dienst und Freitag nach eins…). Das Problem war, dass ich über das Wochenende verreißen wollte um auf andere Gedanken zu kommen. Ich fuhr also zur Polizeiinspektion und schilderte den Fall. Es wurde mir geraten, noch ein/zwei Stunden zu Hause zu warten und dann könne ich mit dem Kind verreißen. So hab ich das dann gemacht. Kaum war ich eine halbe Stunde auf der Autobahn unterwegs, bekam ich einen Anruf von ebendieser Polizeiinspektion. Hier wäre die Mutter des Kindes und hat mich wegen Kindesentführung angezeigt und ich solle lieber zurück kommen. Okay, hab ich gemacht. Auf der Wache haben sich zwei junge Polizisten (männlich + weiblich) erst mit mir unterhalten, dann mit dem Kind. Anschließend haben sie die Mutter überzeugt, dass es für das Kind besser wäre, wenn es das Wochenende beim Vater verbringt darf. Sie hat zähneknirschend zugestimmt. Die Anzeige wegen Kindesentführung wurde nicht aufgenommen. Es hatte sich herausgestellt, dass mein Besuch auf der Wache vor der Fahrt nicht protokolliert wurde und danach Schichtwechsel war. Hm, wohl mein Fehler, dass ich nicht darauf geachtet habe.

Im nach hinein muss ich zur letzten Verhandlung, in der das Wechselmodell beendet wurde, sagen, dass die Zurücknahme meiner Anträge (die ja alles Folgende auslöste), die beste und wichtigste Entscheidung in dem ganzen Verfahren war, auch wenn ich sie nicht geplant hatte. Nur dadurch bekam die Mutter nicht das alleinige ABR, was sich später als Glück herausstellen sollte.

In der darauffolgenden Zeit konzentrierte ich mich auf die Wiederherstellung meiner Gesundheit. Dafür begab ich mich u.a. freiwillig in eine ambulante psychologische Behandlung. Ich konnte dann auch wieder arbeiten gehen und erreichte auch wieder meine vorherige Leistungen. Unterhalt zahlte ich sofort, aber eben auch keinen weiteren Cent darüber hinaus. Dank dieses Forums konnte ich den Unterhalt selber berechnen, wusste aber auch, dass er der Mutter wahrscheinlich nie genügend hoch sein würde, obwohl es sich nicht um den Mindestunterhalt handelte. Um auf alle Fälle vorbereitet zu sein, verkaufte ich noch, bevor das Gerichtsschreiben mit dem Verhandlungsergebnis eintraf, mein Mehrfamilienhaus und zog in das nun fast fertig sanierte andere Haus. Grade rechtzeitig, denn etwas später trudelte die erste Ladung vom Gericht zwecks Unterhaltsverhandlung ein. Das erste was der gegnerische Anwalt meinte (es war der gleiche Anwalt wie bisher) war, dass da doch noch ein vermietetes Haus da sein müsse. Dem Richter genügte aber meine kurze Anmerkung, dass ich das Haus nicht mehr besitze. Der Richter kam dann bei seinen Berechnungen auf die gleichen Zahlen wie ich und so scheiterte die Mutter mit dieser Klage. Aufgrund von PKH musste sie leider die Prozesskosten nicht aufbringen.

Wer nun glaubt, das Leben wurde nun ruhiger für mich, irrt sich gewaltig. Die Umgangsvereinbarung war, wie auch hier im Forum immer wieder betont, nur so viel Wert wie die Launen der Mutter. Kind war am WE dann mal krank, Telefonate funktionierten nicht weil das Kind ja spielen wollte oder jemand anderes grade telefonierte und und und. Das Handy, was ich dem Kind dann schenkte, war plötzlich spurlos verschwunden. Folgen für das Kind hatte das ganze auch. Die schulischen Leistungen verschlechterten sich, es fing an, andere Kinder zu beklauen, wurde aggressiv gegenüber anderen Kinder und auch gegenüber der Mutter. Lösung des Problems? Ganz einfach: Kind wurde zum Psychologen geschleppt. Ergebnis: Null, es änderte sich nichts.

Das Kind ging mittlerweile in die vierte Klasse und der Schulwechsel bzw. die Schulwahl dafür stand an. Das sah die Mutter als Chance, das Kind vollends aus meinem Einflussbereich zu bringen. Sie teilte mir eines Tages mit, dass sie mit dem Kind in ein anderes Bundesland umziehen werde, schon eine neue Wohnung gemietet und das Kind an der dortigen Schule angemeldet hätte. Umgang ginge dann natürlich nicht wie bisher aber ich könnte das Kind in den Ferien ja sehen. Ich sollte dem Umzug zustimmen.

- Fortsetzung folgt –
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#4
Nachdem nunmehr der jetzige Zustand seit ca. achtzehn Monaten lief und ich weiterhin ein sehr gutes Verhältnis zu meine Kind hatte, war das ein Schock. Mir war klar, dass ich damit mein Kind verlieren würde, aber ich wollte auch nicht gegen den Willen des Kindes handeln. Also sprach ich mit ihm an unserem nächsten gemeinsamen Wochenende darüber und es stellte sich heraus, dass es gar nicht wegziehen wollte und die Mama es mit diversen Dingen zu überreden versuchte (großes eigenes Zimmer mit Fernseher, Haustier, tolle Urlaube…). Und ich solle kämpfen, dass es bei mir bleiben darf. Also lehnte ich der Mutter gegenüber ab, dem Umzug zuzustimmen. Es kam, wie es kommen musste: einige Tage später hatte ich nach langer Zeit wieder einen gelben Brief im Briefkasten. Das Gericht sollte meine fehlende Zustimmung zum Umzug ersetzten, ersatzweise alleiniges ABR für die Mutter und ich solle dazu Stellung nehmen. Mir war klar, dass ich rigoros die Spielregeln ändern musste, wenn ich den Umzug verhindern und mein Kind nicht verlieren wollte. Dazu war es aus meiner Sicht am Wichtigsten, einen neuen Rechtsanwalt zu finden, der nicht in das hießige Geklüngel involviert war. Ich schilderte das Problem einigen vertrauenswürdigen Bekannten und bekam tatsächlich den Hinweis auf eine angeblich sehr gute Anwältin aus einer benachbarten Stadt (dass es eine Frau war, war Zufall; da legte ich jetzt keinen Wert mehr drauf). Also dort angerufen, Termin vereinbart und zwei Tage später ihr die gesamte Geschichte und Vorgeschichte(n) erzählt. Mit meiner Vorstellung, nur den Antrag der Gegenseite abzulehnen, war sie jedoch nicht einverstanden. Ihr zufolge sollte ich im Gegenzug ebenfalls das alleinige ABR beantragen. Auf meinen Hinweis, dass mir da die Gefahr, das ABR zu verlieren, zu groß wäre meinte sie nur, dass es anders aber nicht funktionieren würde. Also stimmte ich, zugegebenermaßen mit Bauchschmerzen, zu. Am nächsten Tag hatte ich ihr Schreiben an das Gericht in meinem Email-Postfach. Und es war völlig anders, als ich es von meiner vorherigen Anwältin gewohnt war. Eingegangen wurde nur auf die wesentlichen Punkte des Gegenantrages. Kein Herumeiern, keine Geschichten ausgewalzt, alles kurz und knapp auf den Punkt gebracht und mit Paragraphen und Aktenzeichen unterlegt. Dann unser Antrag, ebenfalls kurz und knapp begründet. Daraufhin kamen keine Schreiben mehr vom Gegenanwalt sondern gleich die Ladung zum Gerichtstermin. Das war aber sicher auch dem geschuldet, dass das Schuljahr dem Ende zuging und der Schulwechsel anstand.

Die Ladung war von einem neuen Richter, also Nr. 3, unterschrieben. Und noch etwas war neu: zum ersten Mal hat der Richter dem Kind einen eigenen Anwalt beigestellt. Dieser Anwalt sprach in getrennten Terminen mit der Mutter, mit mir und mit dem Kind. Kurz darauf war die Verhandlung. Da ich wusste, dass es dieses Mal wirklich um alles ging, wurde ich von Tag zu Tag nervöser und aufgeregter. Kurz vorher bekam ich viele aufmunternde Nachrichten von Bekannten, das half aber nicht viel. Zur Verhandlung waren geladen ich, das Kind, die Mutter, der Rechtsanwalt des Kindes, ein Vertreter des Jugendamtes (es kam die jüngere Mitarbeiterin, die ich oben schon erwähnt hatte). Der Richter, die Jugendamtsvertreterin, der Anwalt des Kindes und ich mit meiner Anwältin waren bereits im Saal als die Mutter mit ihrem Anwalt und mit dem Kind eintrat. Das Kind lief sofort zu mir, umarmte mich und setzte sich auf meinen Schoß. Der Richter war, im Vergleich mit den zwei vorherigen, sehr jung. Er begann damit, dass er sich, bevor er die Verhandlung eröffnet, mit dem Kind unterhalten möchte und beide gingen zusammen mit der Jugendamtsmitarbeiterin und dem Anwalt des Kindes in einen Nebenraum. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in Wirklichkeit war es eine halbe Stunde, kam der Richter zurück und sagte, das Kind möchte mit der Mama sprechen. In diesem Moment war mir klar, dass ab jetzt alles anders laufen würde. Der Richter brachte das Kind nach nebenan und setzte sich in den Sitzungsaal. Meine Anwältin und der gegnerische Anwalt waren zwischenzeitlich nach draußen gegangen, Richter und ich saßen schweigend vor unseren Tischen als der Richter plötzlich sagte: „Das Kind hat gesagt, es möchte bei Ihnen bleiben.“, worauf ich nur nickte. Wenn jetzt jemand denkt, ich bin vor Freude aufgesprungen oder habe mich wenigstens innerlich vor Freude nicht mehr halten können, den muss ich enttäuschen. Plötzlich war alles in mir leer und ausgebrannt. Ich dachte an die vielen Jahre die ich und vor allem mein Kind kämpfen mussten, sich Lügen anhören mussten.

Nach einer Weile kamen die drei Frauen zurück, das Kind blieb bei einer Gerichtsmitarbeiterin. Die Mutter sah verheult aus und alle betonten, wie toll sie sich verhalten hat (aha, und all die Jahre davor?). Der Richter erklärte, wie das Gespräch mit dem Kind verlaufen war und das Kind glaubhaft und mehrmals überzeugend begründet erklärt hat, dass es beim Vater bleiben und nicht umziehen möchte. Der Anwalt der Mutter, die Jugendamtsmitarbeiterin und der Anwalt des Kindes redeten dann auf die Mutter ein, dass es doch wirklich die beste Lösung ist, wenn das Kind beim Vater bliebe. Meine Anwältin und ich konnten uns zurückhalten (und  zurück lehnen).  Schließlich stimmte sie zu (und der Richter hatte seinen Vergleich). Danach sollte der Umgang festgelegt werden und es stellte sich heraus, dass die Mutter maximal einmal im Monat das Kind von Samstag bis Sonntag zu sich holen könnte, eher weniger. Ansonsten hat sie keine Zeit, weil sie jetzt eine total schwere Arbeit hat. Das verleitete meine Anwältin zu der Frage, wie sie denn die Betreuung des Kindes gewährleistet hätte, wenn das Kind zu ihr gekommen wäre. Nein, eine Antwort bekamen wir nicht (hatten wir auch nicht erwartet).

Es stand jetzt also fest, dass mein Kind nun bei mir leben durfte. Es fiel mir später bei dieser Nachricht um den Hals und drückte mich ganz fest. Endlich hatte ein Richter auf das Kind gehört, und es war erst 10 Jahre alt.

Noch eine Kleinigkeit, die zeigt, dass man wirklich auf alles aufpassen sollte: am Ende fragte mich der Richter, ab wann das Kind denn bei mir wohnen solle. Da am nächsten Tag der letzte Schultag war und für die Ferien bereits der Umgang zwischen der Mutter und mir besprochen war, sagte ich einfach „zum Schuljahresanfang“, was zufällig der 1. September gewesen war. So wurde das dann protokolliert. Erst später wurde mir bewusst, dass ich dadurch noch zwei Monate Unterhalt zahlen musste.

Eine kleine Episode am Rande, bei der ich mich wirklich zusammen nehmen musste, um nicht strafrechtlich relevante Dinge zu tun: Als der gegnerische Anwalt sich von meiner Anwältin verabschiedete (ich stand direkt daneben), sagte er noch, dass das die beste Verhandlung war, die er in dieser Geschichte erlebt habe. Er, der das Ganze durch seine Lügen erst emotional aufgeheizt hat. Ich hab dann lieber den Saal verlassen.

Ich hatte ja weiter oben geschrieben, dass die spontane Zurücknahme meiner Anträge in dem eineinhalb Jahre zurückliegenden Verfahren die beste und wichtigste Entscheidung in dem ganzen Verfahren war. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte der damalige Richter das ABR auf die Mutter übertragen und sie hätte mich nicht wegen dem Umzug fragen müssen. Aber diese Erkenntnis wurde mir erst später bewusst.


Wer jetzt glaubt, die Geschichte ist zu Ende, dem muss ich leider sagen:

- Fortsetzung folgt –
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#5
Absolut spannend und hilfreich Deine Story, wie ging es weiter?
LG
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