03-11-2014, 23:27
(03-11-2014, 22:06)Knecht schrieb: Wiederholt wollte sie jeden Tag Mathe üben. Nicht aus Freude oder aus Fleiß sondern aus purer Angst.Ich habe schon einige Leute kennengelernt, die Angst vor Mathe hatten. Das ist aber gar nicht nötig. Leider schaffen es einige Lehrer (ich war selbst Lehrer für Mathematik an einem Gymnasium) Kinder zu verwirren.
(03-11-2014, 22:06)Knecht schrieb: Gestern übten wir also wiedermal das 1x1 in 100 er Schritten.Was heißt das? Was sind da "100 er Schritte"?
Das kleine Einmaleins sieht auf den ersten Blick aus, als müsste man sich hundert Kombinationen merken. Das stimmt aber gar nicht. Es sind nur 36. Und die muss man einfach auswendiglernen. Dazu gibt es auch Eselsbrücken.
Ich wusste schon im ersten Schuljahr, dass acht mal vier 32 ist. Das kam einfach daher, dass meine Mutter sich mit etwas einsprühte, wo 8x4 drauf stand, und eine Werbung im Fernsehn lief, wo gesungen wurde, und mein Vater "zweiunddreißig!" dazwischengerufen hat. So etwas vergisst ein Kind nicht mehr.
Neulich habe ich mit meinem Bruder und meiner neunjährigen Nichte Skat gespielt. Offensichtlich kann sie rechnen. Sie kann sogar Risiken gut einschätzen. Und die erzählte mir, dass sie ihre schlechteste Note in Mathe habe - eine vier. Das passt einfach nicht zusammen.
Das Problem ist oft, dass Mathe als etwas erscheint, was man im Alltag nicht brauchen würde. Frag deine Tochter bei allen möglichen Gelegenleiten nach etwas, wo sie rechnen muss. Hier ein paar Beispiele.
- Wie viele Dachpfannen sind da auf dem Dach? Schätz mal! Zähl mal nach! Wie schwer ist eine Dachpfanne? Was wiegt das Dach?
- Wie schwer bist du? Schwimmst du im Wasser? Wieviel wiegt wohl der Inhalt einer Badewanne? Wie lange braucht wohl der Nachbar, der sein Planschbecken mit Eimern füllt? Wie oft muss er laufen?
- Das Auto verbraucht acht Liter Benzin auf hundert Kilometer. Bis Mama sind es 40 Kilometer, und ein Liter Benzin kostet 1,60 Euro. Wieviel kostet das Benzin für die Fahrt? Wieviel kostet unser Auto? Wie lange hält so ein Auto? Was kostet der Verschleißt des Autos? Was kostet eine Fahrkarte für den Zug? Lohnt es sich, ein Auto zu besitzen?
- Der Ofen braucht, wenn er denn heizt, zwei Kilowatt. Eine Kilowattstunde kostet 30 Cent. Wie lange heitz der Ofen, um die Pommes fertig zu bekommen? Was kostet das? Ist es sinnvoll, ein einzelnes Baguette zu backen?
- Was kosten die Pfannkuchen, die wir gerade machen? Wieviel wiegt das Fertigprodukt? Mehl kostet 35 Cent pro Kilogramm. Zucker kostet 90 Cent pro Kilogramm. Bioeier kosten im Sechserpack 1,40 Euro. Wieviel Strom haben wir verbraucht? Was kostet Kuchen, wenn man ihn kauft? Ist das, was man da sparen kann, wichtig? (Bei mir ist meine Nichte mit dieser Fragerei angefangen.)
- Was kostet Wasser, was kostet Gas? Wieviel Gas braucht man, um eine Badewanne voll Wasser von 15 Grad auf 40 Grad aufzuheizen? Lohnt es sich, weniger zu baden?
- Ich will hier was betonieren. Wieviel Beton brauche ich? Miss mal nach? Mache ich das selber mit dem Mischer vom Nachbarn, oder soll ich einen Lastwagen mit Beton kommen lassen? Wie lange dauert das, wenn ich es selbst mache?
- Wie oft schlägt die Stundenglocke der Kirche am Tag? Wenn du "ein Uhr und zwölf Uhr" und "zwei Uhr und elf Uhr" usw zusammenzählst, wird die Rechnung leichter.
(03-11-2014, 22:06)Knecht schrieb: Sie war irgendwann so blockiert und verzweifelt, das sie nicht mal mehr das kleine 1x1 hinbekam.Sag ihr, dass sie jetzt damit aufhören soll. In zwei Stunde geht das besser. Frag sie den ganzen Tag zwischendurch nach "sieben mal acht" oder "neun mal neun". Das geht besser. Umgekehrt ist auch interessant. Frag sie nach "Was mal was ist 48?". Dann kannst du sogar mit Primfaktorzerlegung um die Ecke kommen.
(03-11-2014, 22:06)Knecht schrieb: Über sachdienliche Ratschläge würde ich mich sehr freuen.Hoffentlich hilft es!