08-11-2014, 12:26
(07-11-2014, 13:43)Theo schrieb: Aber wie dem auch sei, ich sehe es grundsätzlich als nicht verkehrt an, zu seinen Fehlern und Schwächen zu stehen, egal ob vor Kindern oder vor Erwachsenen.
Darum ging es mir nicht. Es war deine Prämisse, die nicht stimmt. Ich habe das wohl zu unklar formuliert und konkretisiere anhand eines tatsächlich passierten Beispiels, was ich gemeint habe.
Vater bringt 10jähiges Kind vom Umgang zurück und da das Elternverhältnis sehr spannungsgeladen ist, bringt er es zum festgelegten Rückgabezeitpunkt an die Haustür des Hauses, in dem sich die mütterliche Wohnung befindet, verabschiedet sich liebevoll, lässt es klingeln, reingehen und geht selber. Kind geht ins Haus und rauf zur Wohnung, Vater fährt mit dem Auto weg.
Dank des langjährigen engagierten Einsatzes der Mutter findet später kein Umgang mehr statt, das Kind sitzt irgendwann im Jugendamt und erzählt der Beraterin von den schrecklichen Demütigungen des Vaters. Besonders schlimm waren die Verabschiedungen. Der Vater hätte sie wie eine geleerte Mülltonne wieder zur Haustür zurückgebracht, anstatt sie wieder zur Mutter zu bringen, wie das jeder normaler Mensch tun würde. Das war das Symbol für die Verweigerung und das Desinteresse des Vaters.
Theo, hälst du es für zielführend, zu seinen "Fehlern und Schwächen zu stehen" und sich schriftlich beim Kind für diesen unmöglichen, überragenden und nicht wiedergutzumachenden Fehler zu entschuldigen? Was lernen die Beteiligten, wenn sich jemand für etwas Nichtexistentes entschuldigt? Wird es dadurch vielleicht erst existent und bewiesen? Kombiniere das mit der Unentschuldbarkeit, die uns Vätern bei solchen Gelegeheiten immer angetan wird und du hast folgendes erreicht: Der Vater hat seine Schuld bewiesen und bewiesen, dass er sich nicht mal angemessen entschuldigen kann. Er hat damit die ganze negative Situation noch mehr verstärkt und unveränderlich gemacht. Er hat sehr wohl etwas zu verlieren, nämlich die Verstärkung der Ablehnungsverankerung.
Wie ich schon schrieb, kann das jede Handlungsalternative verursachen, auch die Nichthandlung. "Er hat es ja nicht mal versucht, sich zu entschuldigen!", "Er hätte es ja erklären können!". Unter mütterlichem Einfluss wird jedes einzelne Komma, jeder Anrufversuch, jedes Fingerschnippen des Vaters, jeder Gruss zu einem Beweis seiner Negativität.
Väter wie du haben das glücklicherweise nicht erlebt. Freu dich. Aber fang nicht an, Moral aus einem anderem Kontext über solche Situationen zu giessen.