12-07-2019, 22:40
Moin. 
Mein Senf dazu für den interessierten Laien:
Mit einer ausreichend schweren psychiatrischen Diagnose verabschiedest Du dich dauerhaft von einem auskömmlichen Berufsleben. Finanziell stehst Du auf keinen Fall besser da. Ich weiß auch nicht, wie hoch der Simulationsaufwand beim Klapsendoc zum Erlangen der einen oder anderen Diagnose ist, ich habe eher immer versucht, "Gesundheit" zu simulieren und blöde Diagnosen zu vermeiden. Daher als "Strategie" IMHO genauso unsinnig.
Vorteile hat es allerdings für die eigene Psyche, weil sich durch ein belegbares Seelenleiden die impertinente Hartnäckigkeit der staatlichen Folterknechte mitunter in Wohlgefallen auflöst. Die erste Runde mit dem grimmigen Inkasso-Onkel meines JA endete jäh nachdem er einen Stapel mit Aufenthaltsbescheinigungen der örtlichen Klinik über die ersten 6 Jahre meiner Psychiatrie-Karriere von mir erhalten hatte. Ich bekam dann 4 Jahre später noch den Brief mit der Endabrechnung und das war's.
Der weitaus größere Vorteil ist aber die Chance zur Persönlichkeitsentwicklung, die umso tiefgreifender sein kann, je schwerer die Krise ist. Krise ist nämlich das Totalversagen psychischer Anpassungsmechanismen unter inadäquaten äußeren Lebensumständen. Belüg dich nur lange genug selbst, und das Leben wird dir so gewaltig in den A...llerwertesten treten, dass dir dein Verstand durch die Ohren abraucht!
(Stell dich nicht doof. Lerne daraus.)
Mittlerweile habe ich mich aufgeräumt und mir eine austarierte, meinen psychischen Bedürfnissen angepasste Existenz (50%-Stelle und 40%-Kinderbetreuung) eingerichtet. Was ich tue, tue ich gern und genug Zeit für kreative Kontemplation ist auch übrig, nebst Heimwerken und Hobbyschrauben. Darauf müssen andere bis zur Rente warten, können dafür aber die neue B-Klasse fahren...
Das Stigma (den Psycho-Stempel) spüre ich im Alltag nicht mehr, auch weil ich ihn selbst nicht mehr sehe. In meiner Tätigkeit gehört meine Psychiatrie-Erfahrung sogar zum Handwerkszeug. Ich bin gut, so wie ich bin. Frei nach Erich Fromm: krank sind die anderen.
VM
Mein Senf dazu für den interessierten Laien:
Mit einer ausreichend schweren psychiatrischen Diagnose verabschiedest Du dich dauerhaft von einem auskömmlichen Berufsleben. Finanziell stehst Du auf keinen Fall besser da. Ich weiß auch nicht, wie hoch der Simulationsaufwand beim Klapsendoc zum Erlangen der einen oder anderen Diagnose ist, ich habe eher immer versucht, "Gesundheit" zu simulieren und blöde Diagnosen zu vermeiden. Daher als "Strategie" IMHO genauso unsinnig.
Vorteile hat es allerdings für die eigene Psyche, weil sich durch ein belegbares Seelenleiden die impertinente Hartnäckigkeit der staatlichen Folterknechte mitunter in Wohlgefallen auflöst. Die erste Runde mit dem grimmigen Inkasso-Onkel meines JA endete jäh nachdem er einen Stapel mit Aufenthaltsbescheinigungen der örtlichen Klinik über die ersten 6 Jahre meiner Psychiatrie-Karriere von mir erhalten hatte. Ich bekam dann 4 Jahre später noch den Brief mit der Endabrechnung und das war's.
Der weitaus größere Vorteil ist aber die Chance zur Persönlichkeitsentwicklung, die umso tiefgreifender sein kann, je schwerer die Krise ist. Krise ist nämlich das Totalversagen psychischer Anpassungsmechanismen unter inadäquaten äußeren Lebensumständen. Belüg dich nur lange genug selbst, und das Leben wird dir so gewaltig in den A...llerwertesten treten, dass dir dein Verstand durch die Ohren abraucht!
(Stell dich nicht doof. Lerne daraus.)Mittlerweile habe ich mich aufgeräumt und mir eine austarierte, meinen psychischen Bedürfnissen angepasste Existenz (50%-Stelle und 40%-Kinderbetreuung) eingerichtet. Was ich tue, tue ich gern und genug Zeit für kreative Kontemplation ist auch übrig, nebst Heimwerken und Hobbyschrauben. Darauf müssen andere bis zur Rente warten, können dafür aber die neue B-Klasse fahren...
Das Stigma (den Psycho-Stempel) spüre ich im Alltag nicht mehr, auch weil ich ihn selbst nicht mehr sehe. In meiner Tätigkeit gehört meine Psychiatrie-Erfahrung sogar zum Handwerkszeug. Ich bin gut, so wie ich bin. Frei nach Erich Fromm: krank sind die anderen. VM