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Meine Geschichte (mit letztendlich gutem Ausgang)
#2
Nachdem sich der erste Schreck in Ärger und Wut gedreht hatte, rief ich meine Schwestern an um zu fragen, ob Frauen so etwas tun. Allgemeines Entsetzen und Verneinen. Da ich damals schon in diesem Forum aktiv war, schilderte ich hier den Fall und bat um Ratschläge. Diese waren eindeutig, das ist Missbrauch (die Ratschläge waren teilweise, die Mutter krankenhausreif zu schlagen). In einem langen Telefonat mit einer Kinderpsychologin wurde mir ausdrücklich bestätigt, dass es sich um Missbrauch handelt. Aber ich solle mit Äußerungen darüber sehr vorsichtig sein. Sie kenne genug Fälle, wo es anschließend massiv gegen den Vater ging bis hin zum Verlust des Umgangsrechtes. Sie gab mir den Rat, auf das Kind einzuwirken, dass es selber solche Dinge nicht zulässt. Einige Tage später ergab sich die Gelegenheit, die Mutter daraufhin anzusprechen. Die Antwort war: „Da ist doch nichts dabei.“ Diese Bestätigung der Vorkommnisse brachte mich dazu, noch mehr auf das Selbstbewusstsein des Kindes zu achten und es zu stärken. Parallel schilderte ich den Fall der Bundesbeauftragten für Kindesmissbrauch. Die Antwort kam ziemlich schnell. Es ist Missbrauch und sie gab mir zwei Adressen, an die ich mich wenden könnte. Bei einer dieser Adressen, einem Verein, bekam ich sofort einen Termin. Man war fassungslos über das, was ich erzählte und sicherte mir zu, man würde die Mutter verklagen, wenn das Kind die Geschichte bei ihnen nochmal selber schilderte. Da ich nicht wollte, dass mein Kind die ganze Sache selber so groß sieht, haben wir uns geeinigt, dass ich das Kind weiter stärke und wir in Kontakt bleiben (ob das ein Fehler war, kann ich auch heute nicht beurteilen).

Bald darauf stand die nächste Gerichtsverhandlung an. Richter Nr. 2 war von der Fraktion: Kinder gehören zur Mutter. Auch habe ich sehr viel später erfahren, dass Richter und Mutter sich aus der kirchlichen Gemeinde kannten. Auch dieser Richter befragte das Kind und auch zu ihm sagte es deutlich, dass es bei mir leben wolle. Zusätzlich hatte die Mutter den wohl bissigsten Rechtsanwalt der Stadt. Ich hatte mir extra eine Rechtsanwältin genommen, da ich auf den Frauenbonus gehofft hatte. Da lag ich völlig daneben. Im Gegenteil, sie hatte, wie ich erst später bemerkte, Angst vor dem generischen Anwalt und auch vor dem Richter (nach dem Motto: mit dem muss ich ja noch öfter zusammenarbeiten). Da ich befürchtete, dass ich mein Kind nicht mehr genügend gegen den Missbrauch stärken könne, wenn das Wechselmodell aufgehoben und es bei der Mutter wohnen würde, beschloss ich, beim Jugendamt nachzufragen, wie ich mich bezüglich des Missbrauchs bei der Gerichtsverhandlung verhalten solle. War das ein Fehler? Jain. Ich hatte einfach Pech, dass die für das Kind zuständige jüngere Mitarbeiterin krank war und von einer alten vertreten wurde (die jüngere Mitarbeiterin versicherte mir sehr viel später glaubhaft, dass sie sofort der Sache nachgegangen wäre). Es wurde mir geraten, nachdem ich u.a. auch erzählt hatte, wo ich mir überall Hilfe geholt hatte, in der Verhandlung nichts davon zu sagen, da es von ihr zur Sprache gebracht werden würde. Aber es sollte ganz anders verlaufen. Nicht sie brachte es zur Sprache, sondern der gegnerische Anwalt (das zeigt deutlich, wie raffiniert er war). Er ging gar nicht auf die Sache ein, sondern präsentierte den Chatverlauf aus diesem Forum und warf mir vor, dass ich mein Kind öffentlich zur Schau und blos gestellt hätte. Dass alles anonymisiert war, interessierte ihn nicht. Sein Plan ging, zumindest zur Hälfte, auf: Der Richter ging nicht auf den Missbrauch ein. Ich war über den Angriff so verdattert, dass ich völlig falsch reagiert habe, indem ich mich teilweise verteidigt habe. Meine Anwältin hielt sich komplett zurück. Warum ging der Plan des Anwalts nur halb auf? Der Richter ging auf die ganze Sache gar nicht weiter ein, also auch nicht auf die Vorwürfe gegen mich.

Ich habe immer wieder und lange über diese Verhandlung nachgedacht. Warum hat der Richter gar nicht reagiert? Entweder hätte er dem Missbrauchsvorwurf nachgehen müssen oder er hätte mich wegen Verleumdung und damit leichtem Entzug des ABR dran kriegen können. Aber beides ist nicht geschehen. Heute bin ich überzeugt, dass er geahnt hat, dass sich der Missbrauchsvorwurf bewahrheiten würde und er dem aus dem Weg gehen wollte.

In dieser Verhandlung verlor ich vollständig den Glauben an Gerechtigkeit. Es wurde aber noch nicht über das ABR entschieden. Es folgen noch einige weitere Verhandlungen, mit zwischenzeitlich vielen gegnerischen Anwaltsbriefen voller Lügen und Verleumdungen. Leider machte ich den Fehler, jeden dieser Briefe über meine Anwältin ausführlich beantworten zu lassen. Meine Gesundheit fing an, darunter zu leiden. Eines Tages fand ich mich im Büro meines Chefs wieder, heulend, und bat ihn, mich von meinen Aufgaben zu entbinden (Projektleitungsaufgaben). Tags darauf musste ich mich krank schreiben lassen. Der Grund, den Arzt aufzusuchen war, dass ich Angst hatte, mir etwas anzutun. In klaren Momenten wollte ich das natürlich nicht, ich wollte für mein Kind da sein. Der Arzt wollte mich sofort in die Geschlossene einweisen, was ich ablehnte. Die Tagesklinik schaute ich mir einen Tag an und ging nicht wieder hin (was sollte ich mit Körbeflechten, dachte ich damals). Es wurden mir heftige Tabletten verschrieben (u.a. ein Schlafmittel, welches mich wie einen Baum fällte). Der Arzt bot mir auch an, mir vor Gerichtverhandlungen jeweils eine Beruhigungsspritze zu geben (was ich aber nie genutzt habe, da mir die Antidepressiva schon äußerst stark erschienen). Meine Tage verbrachte ich in der „Mutterwoche“ (das Wechselmodell war noch nicht aufgehoben) mit Gartenarbeit und ertappte mich immer wieder, wie ich einfach vor mich hin starrte oder auf der Wiese saß und losheulte wie ein Schlosshund. Eine Vertrauensperson bat ich, mich jeden Tag einmal anzurufen um sich zu vergewissern, ob ich noch lebte. In der „Papawoche“ lies ich mir vor meinem Kind nichts anmerken, was mir tatsächlich gelang. Zu weiteren Verhandlungen nahm ich meinen Vater als moralische Unterstützung mit, auch wenn er nicht in den Sitzungssaal durfte. Und dann kam es zur vorläufig letzten Verhandlung. Vor dieser Verhandlung war alles wie bei den anderen auch. Es waren Anwaltsbriefe getauscht worden. Ich hatte keinen Plan zurecht gelegt. Den Anfang machte der gegnerische Anwalt mit seinen üblichen Behauptungen und Lügen. In dem Moment stellte ich mir die Frage: ‚Was machst du hier eigentlich? Warum gibst du dich mit diesem Abschaum ab?‘ Das kam ganz spontan und plötzlich war ich klar im Kopf. Dann wandte sich der Richter an meine Anwältin und gab ihr das Wort. Bevor sie anfangen konnte, sagte ich zum Richter: „Ich beteilige mich nicht mehr an dem ganzen hier und antworte nicht mehr auf die Lügen. Ich ziehe alle meine Anträge zurück.“ Ungläubig fragte der Richter meine Anwältin, ob sie auch der Meinung sei, worauf ich antwortete: „Ja, das ist sie.“ Sie stammelte dann sowas wie „dann ist das wohl so“ und schaute mich auch ungläubig an.

- Fortsetzung folgt –
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RE: Meine Geschichte (mit letztendlich gutem Ausgang) - von Momik - 03-11-2021, 19:54

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