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Meine Geschichte (mit letztendlich gutem Ausgang)
#4
Nachdem nunmehr der jetzige Zustand seit ca. achtzehn Monaten lief und ich weiterhin ein sehr gutes Verhältnis zu meine Kind hatte, war das ein Schock. Mir war klar, dass ich damit mein Kind verlieren würde, aber ich wollte auch nicht gegen den Willen des Kindes handeln. Also sprach ich mit ihm an unserem nächsten gemeinsamen Wochenende darüber und es stellte sich heraus, dass es gar nicht wegziehen wollte und die Mama es mit diversen Dingen zu überreden versuchte (großes eigenes Zimmer mit Fernseher, Haustier, tolle Urlaube…). Und ich solle kämpfen, dass es bei mir bleiben darf. Also lehnte ich der Mutter gegenüber ab, dem Umzug zuzustimmen. Es kam, wie es kommen musste: einige Tage später hatte ich nach langer Zeit wieder einen gelben Brief im Briefkasten. Das Gericht sollte meine fehlende Zustimmung zum Umzug ersetzten, ersatzweise alleiniges ABR für die Mutter und ich solle dazu Stellung nehmen. Mir war klar, dass ich rigoros die Spielregeln ändern musste, wenn ich den Umzug verhindern und mein Kind nicht verlieren wollte. Dazu war es aus meiner Sicht am Wichtigsten, einen neuen Rechtsanwalt zu finden, der nicht in das hießige Geklüngel involviert war. Ich schilderte das Problem einigen vertrauenswürdigen Bekannten und bekam tatsächlich den Hinweis auf eine angeblich sehr gute Anwältin aus einer benachbarten Stadt (dass es eine Frau war, war Zufall; da legte ich jetzt keinen Wert mehr drauf). Also dort angerufen, Termin vereinbart und zwei Tage später ihr die gesamte Geschichte und Vorgeschichte(n) erzählt. Mit meiner Vorstellung, nur den Antrag der Gegenseite abzulehnen, war sie jedoch nicht einverstanden. Ihr zufolge sollte ich im Gegenzug ebenfalls das alleinige ABR beantragen. Auf meinen Hinweis, dass mir da die Gefahr, das ABR zu verlieren, zu groß wäre meinte sie nur, dass es anders aber nicht funktionieren würde. Also stimmte ich, zugegebenermaßen mit Bauchschmerzen, zu. Am nächsten Tag hatte ich ihr Schreiben an das Gericht in meinem Email-Postfach. Und es war völlig anders, als ich es von meiner vorherigen Anwältin gewohnt war. Eingegangen wurde nur auf die wesentlichen Punkte des Gegenantrages. Kein Herumeiern, keine Geschichten ausgewalzt, alles kurz und knapp auf den Punkt gebracht und mit Paragraphen und Aktenzeichen unterlegt. Dann unser Antrag, ebenfalls kurz und knapp begründet. Daraufhin kamen keine Schreiben mehr vom Gegenanwalt sondern gleich die Ladung zum Gerichtstermin. Das war aber sicher auch dem geschuldet, dass das Schuljahr dem Ende zuging und der Schulwechsel anstand.

Die Ladung war von einem neuen Richter, also Nr. 3, unterschrieben. Und noch etwas war neu: zum ersten Mal hat der Richter dem Kind einen eigenen Anwalt beigestellt. Dieser Anwalt sprach in getrennten Terminen mit der Mutter, mit mir und mit dem Kind. Kurz darauf war die Verhandlung. Da ich wusste, dass es dieses Mal wirklich um alles ging, wurde ich von Tag zu Tag nervöser und aufgeregter. Kurz vorher bekam ich viele aufmunternde Nachrichten von Bekannten, das half aber nicht viel. Zur Verhandlung waren geladen ich, das Kind, die Mutter, der Rechtsanwalt des Kindes, ein Vertreter des Jugendamtes (es kam die jüngere Mitarbeiterin, die ich oben schon erwähnt hatte). Der Richter, die Jugendamtsvertreterin, der Anwalt des Kindes und ich mit meiner Anwältin waren bereits im Saal als die Mutter mit ihrem Anwalt und mit dem Kind eintrat. Das Kind lief sofort zu mir, umarmte mich und setzte sich auf meinen Schoß. Der Richter war, im Vergleich mit den zwei vorherigen, sehr jung. Er begann damit, dass er sich, bevor er die Verhandlung eröffnet, mit dem Kind unterhalten möchte und beide gingen zusammen mit der Jugendamtsmitarbeiterin und dem Anwalt des Kindes in einen Nebenraum. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in Wirklichkeit war es eine halbe Stunde, kam der Richter zurück und sagte, das Kind möchte mit der Mama sprechen. In diesem Moment war mir klar, dass ab jetzt alles anders laufen würde. Der Richter brachte das Kind nach nebenan und setzte sich in den Sitzungsaal. Meine Anwältin und der gegnerische Anwalt waren zwischenzeitlich nach draußen gegangen, Richter und ich saßen schweigend vor unseren Tischen als der Richter plötzlich sagte: „Das Kind hat gesagt, es möchte bei Ihnen bleiben.“, worauf ich nur nickte. Wenn jetzt jemand denkt, ich bin vor Freude aufgesprungen oder habe mich wenigstens innerlich vor Freude nicht mehr halten können, den muss ich enttäuschen. Plötzlich war alles in mir leer und ausgebrannt. Ich dachte an die vielen Jahre die ich und vor allem mein Kind kämpfen mussten, sich Lügen anhören mussten.

Nach einer Weile kamen die drei Frauen zurück, das Kind blieb bei einer Gerichtsmitarbeiterin. Die Mutter sah verheult aus und alle betonten, wie toll sie sich verhalten hat (aha, und all die Jahre davor?). Der Richter erklärte, wie das Gespräch mit dem Kind verlaufen war und das Kind glaubhaft und mehrmals überzeugend begründet erklärt hat, dass es beim Vater bleiben und nicht umziehen möchte. Der Anwalt der Mutter, die Jugendamtsmitarbeiterin und der Anwalt des Kindes redeten dann auf die Mutter ein, dass es doch wirklich die beste Lösung ist, wenn das Kind beim Vater bliebe. Meine Anwältin und ich konnten uns zurückhalten (und  zurück lehnen).  Schließlich stimmte sie zu (und der Richter hatte seinen Vergleich). Danach sollte der Umgang festgelegt werden und es stellte sich heraus, dass die Mutter maximal einmal im Monat das Kind von Samstag bis Sonntag zu sich holen könnte, eher weniger. Ansonsten hat sie keine Zeit, weil sie jetzt eine total schwere Arbeit hat. Das verleitete meine Anwältin zu der Frage, wie sie denn die Betreuung des Kindes gewährleistet hätte, wenn das Kind zu ihr gekommen wäre. Nein, eine Antwort bekamen wir nicht (hatten wir auch nicht erwartet).

Es stand jetzt also fest, dass mein Kind nun bei mir leben durfte. Es fiel mir später bei dieser Nachricht um den Hals und drückte mich ganz fest. Endlich hatte ein Richter auf das Kind gehört, und es war erst 10 Jahre alt.

Noch eine Kleinigkeit, die zeigt, dass man wirklich auf alles aufpassen sollte: am Ende fragte mich der Richter, ab wann das Kind denn bei mir wohnen solle. Da am nächsten Tag der letzte Schultag war und für die Ferien bereits der Umgang zwischen der Mutter und mir besprochen war, sagte ich einfach „zum Schuljahresanfang“, was zufällig der 1. September gewesen war. So wurde das dann protokolliert. Erst später wurde mir bewusst, dass ich dadurch noch zwei Monate Unterhalt zahlen musste.

Eine kleine Episode am Rande, bei der ich mich wirklich zusammen nehmen musste, um nicht strafrechtlich relevante Dinge zu tun: Als der gegnerische Anwalt sich von meiner Anwältin verabschiedete (ich stand direkt daneben), sagte er noch, dass das die beste Verhandlung war, die er in dieser Geschichte erlebt habe. Er, der das Ganze durch seine Lügen erst emotional aufgeheizt hat. Ich hab dann lieber den Saal verlassen.

Ich hatte ja weiter oben geschrieben, dass die spontane Zurücknahme meiner Anträge in dem eineinhalb Jahre zurückliegenden Verfahren die beste und wichtigste Entscheidung in dem ganzen Verfahren war. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte der damalige Richter das ABR auf die Mutter übertragen und sie hätte mich nicht wegen dem Umzug fragen müssen. Aber diese Erkenntnis wurde mir erst später bewusst.


Wer jetzt glaubt, die Geschichte ist zu Ende, dem muss ich leider sagen:

- Fortsetzung folgt –
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RE: Meine Geschichte (mit letztendlich gutem Ausgang) - von Momik - 07-11-2021, 22:01

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