05-06-2025, 18:31
(05-06-2025, 17:15)Vollstreckungsziel schrieb: Was mich interessiert - Wie kommt man eigentlich mit der Situation überhaupt klar?
Erstmal Akzeptanz von dem, was du freiwillig selber herbeigeführt hast. Akzeptanz heisst nicht, die menschlichen und unterhaltsrechtlichen Folgen zu akzeptieren und irgendwo einen Millimeter weit nachzugeben oder meinen irgendwas davon wäre gerechtfertigt (das ist es nicht!), sondern das bedeutet dass du im Falle der Vaterschaft die neue Realität mit allen Konsequenzen akzeptierst und dich schnellstmöglich darauf einstellst. Keine Träume, keine Schlupflochsuche, sondern die realen Verhältnisse als Grundlage.
Die zweite Stufe wäre aufzuarbeiten, was bei dir selbst schiefgelaufen ist. Ohne Selbstvorwürfe, aber eben auch wieder: Schonungsloser Realismus. Aus langjähriger Erfahrung weiss ich, dass viele mit solchen Katastrophen verbundene Erklärungen von wegen "verführt", "einmaliger Ausrutscher", "Fehler gemacht, aber dazugelernt" viel zu dünn sind und der Vater in Wirklichkeit problematische Strategien unbewusst verinnerlicht hat, so dass sich erstaunlich oft Probleme in anderer Form wiederholen. Auch mit späteren Partnerinnen, obwohl sie doch ganz anders seien und alles ganz anders läuft. Vorher. Nachher merkt man, dass man nie wirklich offen miteinander kommuniziert hat, Ausschnittsdenken praktizierte, Warnzeichen sauber ausgeblendet hat- Aber mei, es war so harmonisch im Bett und die gemeinsamen Pläne waren so schön... Rumms.
Viele Leute nutzen solche Brüche auch für persönliche Brüche, ich ebenfalls. Dein Leben wird von Fremden und Staat umgestellt als Unterhaltspflichtiger. Also kann man das auch nutzen, um auf ganz andere Gleise zu kommen. Gleichzeitig wird der Frust aus der Katastrophe auf anderes umgeleitet, du bleibst trotzdem konstruktiv und zukunftszugewandt. Leute in deiner Situation sind schon ins Ausland abgehauen, ich habe alles hingeworfen und neue Kinder gemacht die ich hauptamtlich aufgezogen habe, andere haben sich bei geringem Einkommen als Aufstocker eingerichtet und schieben eine ruhige Kugel, andere prüfen ihre Durchhaltefähigkeit und zählen die Tage bis sie eine Chance haben vom Betreuungsunterhalt runterzukommen und dann "nur" noch Kindesunterhalt zahlen, knirschend zwar, aber ohne sich kaputtzumachen.