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30 Jahre Rückschau
#2
Wie sagt der Kölner? "Jeder Jeck is anders." ,-) Das Ganze ist ja fast klassisch, mit individuellen Abweichungen. Es entzieht sich während einer Beziehung und auch während einer Trennungsphase erst einmal der eigenen Vorstellungskraft, nicht nur keinen Kontakt zum Kind mehr zu haben, sondern auch sich vorzustellen, dass es einem (irgendwann) nichts mehr aus macht. Bis es so weit ist.

Ich bin auch im Forum seit 2007 - müsste so stimmen, nach meiner Erinnerung. Was hat man auch hier nicht alles so erlebt. Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinen beiden, mittlerweile erwachsenen Töchtern, seit 2011. Da sie in der Nähe wohnen, habe ich sie ab und zu mal irgendwo her laufen sehen.

Als ich den Entschluss gefasst habe, mich den Realitäten zu stellen und nicht mehr gegen unvermeidbares anzurennen, war er aber auch gefasst. Ich bin nicht ins Ausland, weil ich zu der Generation gehöre, die in Sprachen noch schlecht ausgebildet wurden, die "zum schaffen" geschickt wurden und ich ein Dorfbub war. Und so wurde ich groß gezogen. Fernweh hatte ich schon immer unter gleichzeitig starker Verwurzelung mit meiner Heimat. Ich blieb also.

Aber ich habe auch bemerkt, dass mir das, was man mir immer zum Vorwurf machte, nämlich ein Dickkopf zu sein, am Ende geholfen hat. Ich bin zwar ein gutmütiger Esel und gehe für Freunde auch dem Teufel vor die Hütte, aber wenn man es überreißt, ist der Ofen aus. Meine Ex weiß sehr genau, dass sie mich besser niemals anrufen sollte. Auch dann nicht, wenn die Welt unter geht.

Ich verspüre keinen Neid, weil ich weiß, dass irgendwelche Geschwister von mir, noch schleimend und heimlich Kontakt zu der Exen-Familie haben. Die können sich gegenseitig in den Ar... kriechen. Juckt mich nicht. Ich habe keinen Hauch von Interesse zu erfahren, wie es den Töchtern wirklich geht. Ob sie heiraten oder nicht. Esel züchten oder Hanfanbau betreiben. Mir egal. Nicht (mehr) mein Problem.

Es wird in Väterkreisen oft gefaselt, "man solle gedanklich immer die Türe offen haben". So was habe ich auch mal erzählt. Vielleicht ist das eine Bewältigungsstrategie. Weiß nicht. Nein, ich will die auch nicht treffen. Nicht mehr nach 10 Jahren und auch nicht nach 15 Jahren. Soll ich mir selbst gegenüber bestätigen lassen, was ich sowieso schon weiß? Mich zwanghaft zum Kaffee einem Gespräch hingeben, bei dem man ständig überlegen muss, was man nun fragen darf und wie man reden soll? Um mich danach zu ärgern und Zeit zu verschwenden, diesen Termin auch noch zu reflektieren? Hinterm Pflug ist geackert.

Das sind fremde Menschen. Auf deren Entwicklung hatte ich keinerlei Einfluss. Die tragen teils Ähnlichkeit mit mir herum und ein paar Gene, die ein paar verschüttete Charaktereigenschaften beinhalten. Mehr nicht.

Das Beste was passieren kann ist wenn man tatsächlich sagen kann: Ich kann nicht klagen. Mir geht es gut. Mein Leben habe ich gestalten können. Ist doch super! Als Happy-End würde ich das nicht bezeichnen, denn einerseits wurde man in diese Situation ja gezwungen und war in der Lage, etwas daraus entstehen zu lassen. Andererseits ist es auch deshalb kein Happy-End, weil wäre es das, würde man zur Hochzeit eingeladen und die Kinder hätten frühzeitig sich für Kontakt entschieden und Interesse gezeigt. Zumindest ab 18.

Nein, es ist eine eigene Leistung. Wohl geschuldet der eigenen charakterlichen Disposition, der eigenen Energie und meinetwegen auch einem Quäntchen Glück. Ein Happy-End ist es nur vor dem Hintergrund, dass die Väter, die ich kennen lernte und die diese Abkopplung nicht schafften, heute dahin siechen oder schlicht schon tot sind.

Direkt neben dem Haus meiner Ex befindet sich eine kleine Bäckerei mit deren Inhabern ich befreundet bin. Ich fahre regelmäßig dort hin. Und weiß Du was? Ich habe überhaupt kein Gefühl, wenn ich an dem Haus vorbei fahre oder meine aktuell dort rum lungernde älteste Tochter mit dem Hund gerade über die Straße geht. Ich bremse halt. Macht man ja so bei Fußgängern.

Und deshalb: Wenn mich Väter anrufen, sind sie manchmal etwas konsterniert, wenn ich mich deren Kreiseln nicht anschließe, weil sie versuchen, mich in deren Kosmos hinein zu ziehen und ich merke, dass sie sich darin verfangen und auch gar nicht raus wollen. Ich habe letztens einem gesagt, er soll jetzt nach zig Prozessen den Deckel drauf machen und ich könne ihm in seinem Unterhaltsverfahren auch leider gar nicht mehr helfen, weil dort sei alles nun vorgetragen. Aber ich könne ihm helfen, sich wirtschaftlich sinnvoll und auf gesunde Füße zu stellen, da ich mich beruflich mit Schulden- und Finanzberatung ja beschäftige und da der Vater durchaus "kein Armer" ist, war das auch angezeigt. Nach dem Satz: "Lass uns dann mal in die Zukunft schauen" hat er sich nicht mehr gemeldet.

das sind Entscheidungen. Die muss jeder für sich treffen. Mir kann man jahrelang auf den Geist gehen. Ich habe ein langes geduldiges Hemd an. Aber treffe ich eine Entschedung, ist die gesetzt.
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30 Jahre Rückschau - von Tahim2 - 04-08-2025, 18:54
RE: 30 Jahre Rückschau - von Nappo - Gestern, 11:07

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