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Class - A - Täter/innen (Diskussion)
#11
(10-11-2009, 05:59)Ray schrieb: Aber nach meiner Meinung liegt der ueberwaeltigende Teil der Ungerechtigkeit in der Rechtsbeugung, Auslegung und Deutungshoheit einer Ideologie (Feminismus), die den Dingen den eigentlichen drive geben. Nicht in erster Linie im Gesetzestext.

Das ist zu kurz gegriffen. Wenn ich beim Schreiben meines Buches etwas gelernt habe, dann dies: Die Familienzerstörung hat mehrere Quellen:

1. Feminismus: Die Familie wird als "gefährlicher Ort" charakterisiert, als Hort der Gewaltätigkeit gegen die Frau und Unterdrückung der Frau durch den Mann.
2. Genderismus: Die Gender-Ideologie negiert die Existenz von Mann und Frau, verneint deshalb auch die Familie als natürliche Lebensform von Mann und Frau. Es wird ein Netzwerk von Affären favorisiert, das euphemistisch Flickwerk-Familie (patchwork family) genannt wird, das für Kinder ein oder zwei Mütter vorsieht (die zweite Mutter als Vaterersatz) bzw. eine Reihe von Lebensabschnittsvaterfiguren.
3. Der Staat:
a. Der Überwachungsstaat wird von konservativen Kräften wie Überwachungsminister Schäuble vorangetrieben, sie möchten die Menschen gerne noch mehr beherrschen und kontrollieren: Je mehr der Staat in die Familie hineinregiert, desto mehr wird ihre Autonomie aufgehoben und die Familie schließlich zerstört.
b. Der Betreuungsstaat wird von linken Kräften wie SPD und Linkspartei vorangetrieben. Sie möchten möglichst viele Opfer und Benachteiligte für ihre Umschichtsprogramme: Je mehr der Staat soziale Aufgaben übernimmt (Rentenversicherung, Pflegeversicherung, Altenbetreuung, Kinderkrippen), desto mehr wird die Familie sozialer Kernfunktionen beraubt.
4. Die Helferinnenindustrie: Die kirchliche Caritas und Diakonie haben sich aus der christliche Nächstenliebe entwickelt, aber sich längst professionalisiert mit mehreren hunderttausend Arbeitsplätzen. Wie jeder andere kapitalistische Gewerbszweig auch, muss auch hier Wachstum her. Von der Frauenberaterin bis zum Anwalt greift hier der kapitalistische Wachstumsimpuls und der Drang, Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten zu sichern.

Ray schrieb:Leute sind nicht schwarz-weiss. Haffner hat gute Dinge geschrieben und moeglicherweise auch Schlechte. Was hier passiert sind Tribunale, die aufgezogen werden sollen. Die kenne ich aus einer anderen Gesellschaft mit derselben Arroganz einer angeblich ueberlegenen Weltsicht. Dabei war diese - wie auch jene - sehr eng in ihrer Selbstgerechtigkeit und des einfachen Freund/Feind-Schemas, dass sich aus der (manchmal sogar nur vermeintlichen) Position zu einem einzelnen Punkt speist.

Nicht nur, dass die Leute nicht schwarz-weiß sind, es gibt für unsere Schwierigkeiten im familiaren Umfeld auch keine monokausalen Ursache-Wirkung-Zusammenhänge. Der Rechtsanwalt wird in der Regel seinen Klienten bestmöglich beraten, das ist seine Pflicht, im Gesamtzusammenhang leistet er mit seinem Wirken aber seinen Beitrag zur Familienzerstörung.

Ray schrieb:Das ist ein Grund fuer eine gewisse Enge und Ausweglosigkeit in der Diskussionsfuehrung dieses Forums. Deswegen ist es hier so leicht, eine depressive Grundhaltung zur deutschen Gesamtgesellschaft zu pflegen.

Meine Depression speist sich aber nicht aus der Engführung, sondern aus der Einsicht, dass die Familienzerstörung soviele Ursachen, Mitbeteiligte und Netzwerke hat, dass ich dies sehr pessimistisch beurteile, in der Sache eine Wendung herbeizuführen.

Ray schrieb:Man macht sich wenig Muehe, die Krebsteile genauer abzugrenzen. Das wuerde ja bedeuten, dass es so etwas wie gesundes Gewebe auch gaebe.

Im Zusammenhang mit meinem Buchprojekt entdeckte ich immer neue Krebsteile und nur sehr wenig gesundes Gewebe. Das ist wohl das Hauptproblem.

Ray schrieb:Ausdruck dafuer ist, wie schnell und unwidersprochen auf alle Bereiche der Gesellschaft - ob Wirtschaft, Bildung, Politik generell, was auch immer - erweitert wird. Das ist fuer fast 80% des Teiles der statements hier verantwortlich, die der Rubrik Stammtisch zuzuordnen sind.

Ich kann die Kritik gut verstehen. Allerdings ist ein Internet-Forum im Grunde nichts anderes als ein moderner Stammtisch. Und Stammtischreden sind auch nichts anderes, als ein verzweifelter Versuch, sich die Welt zu erklären. Das ist wohl ein menschliches Grundbedürfnis.

Ray schrieb:Der negativen Grundhaltung ist man sich hier mittlerweile durchaus bewusst - s. FAQ-Eintrag dazu. Aber genau der zeigt wieder nur die eine und einzige Antwort, der problematische Zustand der Gesellschaft. Fein, entsorgt an andere.

Wieso entsorgt an andere? Wir sind doch Teil der Gesellschaft und mitverantwortlich an ihrem Zustand. Ich bekenne, langjährig Grüne gewählt zu haben, allerdings in Unkenntnis ihrer feministischen und familienfeindlichen Ideologie. Ich bekenne mich also mitschuldig am problematischen Zustand der Gesellschaft.

Auch wenn auch ich eine negative Grundhaltung habe und meiner verlorenen Familie nachtrauere, entsorge ich nicht nur an andere, sondern:
* Wähle inzwischen eine andere Partei.
* Informiere mich unfassend.
* Kläre andere Männer auf.
* Widerspreche im reallen Leben Feministinnen vehement.
* Schreibe ein Buch zu dem Thema

Einige andere Schreibende im Forum (nicht alle,aber viele) sind auch aktiv in der einen oder anderen Weise.

Ray schrieb:Das hat aber seinen Preis fuer jeden persoenlich, dessen Weltbild sich mit jeder weiteren einzelnen Uebertragung auf eigentlich durch ihn nicht einschaetzbare Bereiche verengt und weiter schliesst. Selbsterfuellend, jede negative Neuigkeit die auch nur entfernt passen koennte wird unreflektiert sofort integriert. Kein innerer Widerstand dagegen. Positive Dinge werden aber ignoriert.
Warnung aus Kenntnis dieses Forums - die letzten Saetze waren auch schwarz-weiss. Es betrifft nicht jeden Schreiber hier und es gibt auch Aenderungen in bis dato festen Positionen zu beobachten. Aber der Gesamteindruck bleibt.

Es soll ein öfters beobachtetes Phänomen sein, dass relativ geschlossene Gruppen sich mit der Zeit in ihren Ansichten radikalisieren und sich dabei Sichtweisen verengen. Das kann aber ein Forum nicht lösen. Das kann nur jeder Einzelne für sich tun, indem er sich auch in anderen Kreisen mit anderen Sichtweisen und Standpunkten trifft und sich auseinandersetzt.

Ray schrieb:Und gegen diese eigene innere Haltung muss man sich genauso entschieden wehren, wie gegen Aemter, Gerichte, Gesetze, Politik usw.
Das faellt schwer, mir mitunter auch. Sonst stellt man irgendwann tatsaechlich Leute aus seinem 'besten' Gewissen sozusagen oder auch ganz gern tatsaechlich an die Wand. Das ist ja auch OK so?

Selbstreflektion ist immer gut, Ray.
(10-11-2009, 10:44)p schrieb: In anderen Kommentaren (Die ZEIT und SPIEGEL sind komplett recherchierbar) wird Haffners Artikel als entscheidener Wendepunkt behandelt, als historische Weiche. Sozusagen die Kugel eines Gavrilo Princips, wie sie auf Franz Ferdinand zufliegt. Das sagen auch Rechtslehrer von heute, z.B. Stellungnahme Prof. Willutzki

Ich denke, dass es wichtig ist, diese "entscheidenden Wendepunkte" zu benennen.

p schrieb:Wegen Haffners Aufnahme in die Liste unterliegst du einem Irrtum. Die Liste ist keine Täterliste, die sich auf Leute beschränkt die genau wissen was sie eigentlich auslösen.

Sie haben aber selbst das Missverständnis ausgelöst durch die Überschrift "Class-A-Täter/innen" des Gesprächsfadens.

p schrieb:"Die Sorge, ältere Männer könnten im Überschwang des zweiten Frühlings auf breiter Front das in Ehren ergraute Muttchen im Stiche lassen, begünstigt durch die verschuldensunabhängige Scheidungsmöglichkeit, ließ insbesondere die konservativen Politiker in große Nöte um den Erhalt der Institution Ehe geraten. Der Ausweg wurde darin gesehen, den Ausstieg aus der Ehe durch Begründung massiver Unterhaltsansprüche so unattraktiv zu machen, dass den Männern trotz stärkster Frühlingsgefühle der Ausstieg aus der Ehe vergällt würde."

Ich erreiche erst so nach und nach die Wurzeln des unseiigen Familienrechts.
Die Männerbewegung scheint zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein oder in erfolglosen Abwehrschlachten vor Gerichten zu stehen im Kampf um ein paar Stunden mehr Umgang mit dem Kinde oder ein paar Euronen weniger Unterhaltsverpflichtung.

Man diskutiert viel mehr über die Lohndiskriminierungslüge (Frauen verdienen 23% weniger als Männer), als dass darüber diskutiert würde, dass das heutige Unterhaltsrecht (s.o.) auf ganz falschen Voraussetzungen beruht. Die Frau von heute ist eben nicht das "arme Muttchen", wie bei Schaffung des Gesetzes postuliert wurde.

p schrieb:"Zwar wurde in dem am 1.7.1977 in Kraft getretenen nachehelichen Unterhaltsrecht an dem Grundsatz der Eigenverantwortung formal festgehalten, doch die Vielzahl der verschiedenen Unterhaltsansprüche für die unterschiedlichen Bedürfnislagen, noch angereichert durch den Unterhaltsanspruch bei grober Unbilligkeit, ließ eine geradezu nahtlose Kette von Unterhaltsansprüchen entstehen."

Das spielt nahtlos in das Bestreben des linken Lagers hinein, immer neue Opfer, Bedürftige und Benachteiligte zu definieren, die mit immer neuen Umverteilungsprogrammen bedacht werden sollen.

p schrieb:Zu Recht sprach Uwe Diederichsen von einem „Meer von Unterhaltsansprüchen“, das durch das neue Unterhaltsrecht entstehen würde. Es wurde das böse Wort von der leichten Scheidbarkeit der Ehe und der Unauflöslichkeit der Unterhaltsehe geprägt.

Den Satz "in Deutschland gibt es in finanzieller Hinsicht keine Scheidung" las ich zum ersten Mal im Trennungsfaq (Danke an P). Dieser Kernsatz deutschen Familienrechts gehört viel weiter verbreitet.

p schrieb:"Als man dann im politischen Raum in der Folgezeit mit Überraschung feststellte, dass es weniger die Männer als vielmehr die Frauen waren, die den Ausstieg aus der Ehe suchten, versuchte der Gesetzgeber entsetzt, die Notbremse zu ziehen, was zu dem Unterhaltsänderungsgesetz von 1986 führte, das für einige Unterhaltsansprüche zeitliche und höhenmäßige Beschränkungen vorsah, die aber angesichts ihrer vagen Formulierungen in der Rechtsprechung kaum Widerhall fanden."

Nun, hierzu ist zu sagen, was ich schon Ray antwortete, dass es zu kurzsichtig ist, nur die Gesetzeslage zu sehen. Die Gesetze sind nur ein Bestandteil, die Begleitmusik zu dem, was in unserer Gesellschaft vor sich geht. Entweder dienen Gesetze zur Gängelung des Volkes (einfaches Beispiel das Rauchverbot) oder zur Legitimierung bestimmter Vorgehensweise.

p schrieb:Wer das weiss, hat viel gelernt und erkennt auch leichter Wege, die Entwicklung auf andere Wege zu bringen. Interessant ist zum Beispiel, dass die sachliche, ehrliche Diskussion auf Faktengrundlage von einer emotionalen Hetze übertönt wurde, ausgelöst durch nur einen Artikel, dass der wahre Einfluss über die Presse ins Gesetz gelangte, dass Zuspitzungen statt Sacharbeit gewonnen haben und dass ein Weg zurück nicht mehr gelungen ist, auch als wenige Jahre später eine ganz andere Partei an die Macht kam und die Fakten nicht mehr zu ignorieren waren.

1. Bräuchten wir mehr Vergleiche der Familiengesetze in Europa (auch außereuropa), um den Blick für andere Wege und Lösungen zu sehen.
2. Ich meine, dass die Abtreibungsgesetzgebung (zuerst in USA) auch durch Medienkampagnen vorangetrieben wurden, u.a. durch Verbreitung schamlos übertriebener Opferzahlen bei illegalen Abtreibungen.
3. Im Prinzip bräuchten wir noch mehr qualifizierte Seiten wie TrennungsFAQ, die andere Aspekte der Familienpolitik aufgreift und transparent macht.
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