14-10-2010, 10:11
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Meine Geschichte ist – wie jede andere auch – einmalig.
Die Frage zu eventuell vorhandenen Schnittmengen sei mir dennoch gestattet.
Was prägt ein Kind, wenn dies in ein Umfeld der Ära des Wertewandels geboren wird und dessen minderjährige Mutter zwar gerne ihren Freiheitsdrang äußert jedoch nicht leben darf und kann?
Ich wurde in eine Zeit geboren, als sich die Jugend kollektiv von den tradierten Werten und Lebensweisen ihrer Eltern und Großeltern zu lösen begann.
Hinderlich waren zu der Zeit jedoch die rechtlichen Barrieren, da die Volljährigkeit erst mit Vollendung des 21. Lebensjahres einsetzte.
Meine Eltern waren zum Zeitpunkt meiner Geburt beide noch minderjährig, die Mutter 16 und der Vater 19 Jahre jung.
Die Beziehung der Beiden unterschied sich wohl kaum von denen zwischen Jugendlichen unserer Tage.
Ein wenig Posing auf beiden Seiten.
Mutti im handbreit unter der Scham endenden Mini und Vati als cooler Rocker, mit modifizierter Tolle, dicker Hose und cooler Rocker-Clique. Neugier und Lust auf sexuelle Freiheit und kein Gedanke verschwendet, auf das was nach einer gepflegten Nummer mit Kindesfolge wohl daraus erwachsen würde.
Dumm gelaufen, weil Schwanger!
Von Abtreibung war im elterlichen Umfeld die Rede. „Mensch, das Mädel ist doch selber noch ein Kind!“
Mutti entschied sich für die Geburt und Behalt des Kindes.
Zum Vormund wurde mein Großvater bestellt, der ohnehin noch dieses minderjährige Mädchen, nun auch noch selber Mutti, in seinem Haushalt zu versorgen hatte.
Mutti gab Vati, aus mir bis heute unerfindlichen Gründen, den Laufpass (es sollen nach meiner Geburt hormonelle Veränderungen, die zu unerklärlichen Wutausbrüchen führten, zur Degradierung meines Vatis dazu geführt haben?).
Vati beschränkte sich also in der Folgezeit auf das Bezahlen des Kindesunterhaltes und ließ sich bis zu meinem zwölften Geburtstag durchschnittlich jährlich einmal bei mir blicken.
Den Umgang zwischen Kind und Vater hat Mutti demnach nicht blockiert.
Dass hieraus kein inniges Band geschlossen wurde dürfte niemanden verwundern.
Das gilt bis zum heutigen Tag, wird hier nicht weiter behandelt und kommt ggf. später noch auf den Tisch.
Zurück zu Mutti!
Diese lernte mit 17 dann die nächsten zwei Männer mit dicker Hose kennen und beabsichtigte mit mir, einem der Männer und weiteren in eine Kommune zu ziehen.
Wieder dumm für die Mutti gelaufen, denn sie wurde – sie vermutet noch heute ein Komplott – in gefühlt erpresserischer Absicht vor die Wahl gestellt: Entweder allein, also ohne mich, oder gar nicht in diese neumodische Erscheinung, „wo jeder mit jedem rummacht!“.
Was Gewalt ist, daran erinnere ich mich noch heute.
Essen mit Gewalt:
Ich war in den ersten Lebensjahren beileibe kein Fleischfresser und die Suppeneinlagen mit grob-faserigem Rindfleisch wirklich nicht leicht mit den noch vorhandenen Milchzähnen zu zermahlen. Waren die Backentaschen erstmal voll ging erst recht nichts mehr. Schlucken unmöglich. Strafe für die „elendige Fresserei!“ Sitzen bleiben, bis aufgegessen wurde.
In dem Punkt war Mutti härter als ihre Eltern und auch sehr unnachgiebig.
Während Oma und Opa mich irgendwann den Faserklumpen haben ins Klo spucken lassen, bekam ich von Mutti nur noch mehr in den am Gelenk aufgedrückten Kiefer gestopft. Dabei ist mir noch heute der Klang des harten Löffels, der gegen meine Milchzähne stieß, in bester Erinnerung. Und wehe die Hälfte lief wieder aus dem ohnehin überfüllten Mund oder wegen Verschluckens, dann setzte es auch mal was von außen, dann knallte der Löffel auf´ s Porzellan und eine entnervte Mutti verließ laut schimpfend den Tisch, mit der wiederholten Order den Tisch erst verlassen zu dürfen, wenn denn der Teller leer gegessen wäre.
Gewalt gegen die Uhr:
Ab dem zarten Alter von nur einem Jahr wurde ich durch die halbe Stadt gezogen.
Eine vollwertige Ausbildung konnte meine Mutter nicht abschließen, war zu der Zeit der klassischen Rollenverteilung auch nicht unbedingt notwendig, Mutti noch jung und für so manchen Mann, trotz Balg, nicht unattraktiv.
Oma und Mutti teilten sich zu der Zeit einen Arbeitsplatz in der Innenstadt, während Opa das Haupteinkommen erzielte.
Nur so ließ sich dieses Familiengebilde finanzieren, eine Kinderbetreuung in der Krippe wäre zu teuer gewesen und entsprach zudem nicht den eigenen Ansprüchen mir gegenüber.
Der Gedanke ein Kind zu gebären um es sogleich ganztägig abzugeben erschien meinen Ahnen beknackt.
Für ein Kind unter drei Jahren, dessen Zehen gerade einmal den Boden berühren, wenn es mit ausgestrecktem Arm an der Hand von Muttern oder Oma mehr hängt, denn sich hält, ist das Tempo eines Erwachsenen, der immer auch die Anschlussbahn zu erreichen hat, immens hoch. Hier Schritt zu halten eine – wie sagt man heute so schön? – wahre „Herausforderung“.
Bei Oma ging das noch recht gut, während Mutti immer irgendwie gehetzt war.
Ich habe keine Ahnung wie viele Male ich in der Luft hing, mir am Arm gezogen wurde und an den Kopf geworfen wurde „Nun lass dich nicht immer ziehen! Geh´ zu! Wir haben keine Zeit!“
Man mag es kaum glauben, aber auch das Gezerre am Arm eines Kleinkindes kann diesem fies weh tun.
Das Problem am zeitweiligen Hängen ist, dass man so nur noch schlechter läuft.
Was zu erneuten Unmut des Schleifenden führt, was sich letztlich und wiederholt darin äußert, dass hängendes, nur noch nervtötend heulendes Bündel etwas auf den Hosenboden bekommt, welches den Effekt hat, dass sich das Bündel aufgibt, fallen lässt oder alternativ frustriert und laut heulend versucht weiteren Schlägen zu entkommen, indem es sein Bestes gibt, die an ihn gestellte Anforderung zu erfüllen.
Geheult hatte ich in dem Alter wohl reichlich, was mich, offensichtlich und neben einigen anderen Ereignissen mehr, zu einem „larmoyanten Vater“ werden ließ, der bisweilen auf entsprechend sich abwertend äußernde weibliche Kotzbrockinnen allergisch reagiert.
Später mehr, denn jetzt ist wieder Vater-Kind-Zeit!
Meine Geschichte ist – wie jede andere auch – einmalig.
Die Frage zu eventuell vorhandenen Schnittmengen sei mir dennoch gestattet.
Was prägt ein Kind, wenn dies in ein Umfeld der Ära des Wertewandels geboren wird und dessen minderjährige Mutter zwar gerne ihren Freiheitsdrang äußert jedoch nicht leben darf und kann?
Ich wurde in eine Zeit geboren, als sich die Jugend kollektiv von den tradierten Werten und Lebensweisen ihrer Eltern und Großeltern zu lösen begann.
Hinderlich waren zu der Zeit jedoch die rechtlichen Barrieren, da die Volljährigkeit erst mit Vollendung des 21. Lebensjahres einsetzte.
Meine Eltern waren zum Zeitpunkt meiner Geburt beide noch minderjährig, die Mutter 16 und der Vater 19 Jahre jung.
Die Beziehung der Beiden unterschied sich wohl kaum von denen zwischen Jugendlichen unserer Tage.
Ein wenig Posing auf beiden Seiten.
Mutti im handbreit unter der Scham endenden Mini und Vati als cooler Rocker, mit modifizierter Tolle, dicker Hose und cooler Rocker-Clique. Neugier und Lust auf sexuelle Freiheit und kein Gedanke verschwendet, auf das was nach einer gepflegten Nummer mit Kindesfolge wohl daraus erwachsen würde.
Dumm gelaufen, weil Schwanger!
Von Abtreibung war im elterlichen Umfeld die Rede. „Mensch, das Mädel ist doch selber noch ein Kind!“
Mutti entschied sich für die Geburt und Behalt des Kindes.
Zum Vormund wurde mein Großvater bestellt, der ohnehin noch dieses minderjährige Mädchen, nun auch noch selber Mutti, in seinem Haushalt zu versorgen hatte.
Mutti gab Vati, aus mir bis heute unerfindlichen Gründen, den Laufpass (es sollen nach meiner Geburt hormonelle Veränderungen, die zu unerklärlichen Wutausbrüchen führten, zur Degradierung meines Vatis dazu geführt haben?).
Vati beschränkte sich also in der Folgezeit auf das Bezahlen des Kindesunterhaltes und ließ sich bis zu meinem zwölften Geburtstag durchschnittlich jährlich einmal bei mir blicken.
Den Umgang zwischen Kind und Vater hat Mutti demnach nicht blockiert.
Dass hieraus kein inniges Band geschlossen wurde dürfte niemanden verwundern.
Das gilt bis zum heutigen Tag, wird hier nicht weiter behandelt und kommt ggf. später noch auf den Tisch.
Zurück zu Mutti!
Diese lernte mit 17 dann die nächsten zwei Männer mit dicker Hose kennen und beabsichtigte mit mir, einem der Männer und weiteren in eine Kommune zu ziehen.
Wieder dumm für die Mutti gelaufen, denn sie wurde – sie vermutet noch heute ein Komplott – in gefühlt erpresserischer Absicht vor die Wahl gestellt: Entweder allein, also ohne mich, oder gar nicht in diese neumodische Erscheinung, „wo jeder mit jedem rummacht!“.
Was Gewalt ist, daran erinnere ich mich noch heute.
Essen mit Gewalt:
Ich war in den ersten Lebensjahren beileibe kein Fleischfresser und die Suppeneinlagen mit grob-faserigem Rindfleisch wirklich nicht leicht mit den noch vorhandenen Milchzähnen zu zermahlen. Waren die Backentaschen erstmal voll ging erst recht nichts mehr. Schlucken unmöglich. Strafe für die „elendige Fresserei!“ Sitzen bleiben, bis aufgegessen wurde.
In dem Punkt war Mutti härter als ihre Eltern und auch sehr unnachgiebig.
Während Oma und Opa mich irgendwann den Faserklumpen haben ins Klo spucken lassen, bekam ich von Mutti nur noch mehr in den am Gelenk aufgedrückten Kiefer gestopft. Dabei ist mir noch heute der Klang des harten Löffels, der gegen meine Milchzähne stieß, in bester Erinnerung. Und wehe die Hälfte lief wieder aus dem ohnehin überfüllten Mund oder wegen Verschluckens, dann setzte es auch mal was von außen, dann knallte der Löffel auf´ s Porzellan und eine entnervte Mutti verließ laut schimpfend den Tisch, mit der wiederholten Order den Tisch erst verlassen zu dürfen, wenn denn der Teller leer gegessen wäre.
Gewalt gegen die Uhr:
Ab dem zarten Alter von nur einem Jahr wurde ich durch die halbe Stadt gezogen.
Eine vollwertige Ausbildung konnte meine Mutter nicht abschließen, war zu der Zeit der klassischen Rollenverteilung auch nicht unbedingt notwendig, Mutti noch jung und für so manchen Mann, trotz Balg, nicht unattraktiv.
Oma und Mutti teilten sich zu der Zeit einen Arbeitsplatz in der Innenstadt, während Opa das Haupteinkommen erzielte.
Nur so ließ sich dieses Familiengebilde finanzieren, eine Kinderbetreuung in der Krippe wäre zu teuer gewesen und entsprach zudem nicht den eigenen Ansprüchen mir gegenüber.
Der Gedanke ein Kind zu gebären um es sogleich ganztägig abzugeben erschien meinen Ahnen beknackt.
Für ein Kind unter drei Jahren, dessen Zehen gerade einmal den Boden berühren, wenn es mit ausgestrecktem Arm an der Hand von Muttern oder Oma mehr hängt, denn sich hält, ist das Tempo eines Erwachsenen, der immer auch die Anschlussbahn zu erreichen hat, immens hoch. Hier Schritt zu halten eine – wie sagt man heute so schön? – wahre „Herausforderung“.
Bei Oma ging das noch recht gut, während Mutti immer irgendwie gehetzt war.
Ich habe keine Ahnung wie viele Male ich in der Luft hing, mir am Arm gezogen wurde und an den Kopf geworfen wurde „Nun lass dich nicht immer ziehen! Geh´ zu! Wir haben keine Zeit!“
Man mag es kaum glauben, aber auch das Gezerre am Arm eines Kleinkindes kann diesem fies weh tun.
Das Problem am zeitweiligen Hängen ist, dass man so nur noch schlechter läuft.
Was zu erneuten Unmut des Schleifenden führt, was sich letztlich und wiederholt darin äußert, dass hängendes, nur noch nervtötend heulendes Bündel etwas auf den Hosenboden bekommt, welches den Effekt hat, dass sich das Bündel aufgibt, fallen lässt oder alternativ frustriert und laut heulend versucht weiteren Schlägen zu entkommen, indem es sein Bestes gibt, die an ihn gestellte Anforderung zu erfüllen.
Geheult hatte ich in dem Alter wohl reichlich, was mich, offensichtlich und neben einigen anderen Ereignissen mehr, zu einem „larmoyanten Vater“ werden ließ, der bisweilen auf entsprechend sich abwertend äußernde weibliche Kotzbrockinnen allergisch reagiert.
Später mehr, denn jetzt ist wieder Vater-Kind-Zeit!
16.02.2012, BILD: "Das Halbwahre ist verderblicher als das Falsche." (Ernst Freiherr von Feuchtersleben)