28-01-2011, 10:57
Hi gripp,
Das ist ein schöner Text, wäre fein, wenn Mircos Mama ihn lesen würde.
Mich hat "der Fall Mirco" deutlich tiefer getroffen, als alle bisherigen Fälle dieser Art. Es ist jedes mal wenn so etwas passiert schrecklich, keine Frage. Dennoch war Mirco schlimmer. Warum?
Im Herbst 09 zog mein damals 9-jähriger Sohn gegen 17:30 Uhr mit einem Klassenkameraden los um Kastanien für die Schule zu sammeln. Auch mein Sohn ist blond und hat blaue Augen. Er sollte spätestens um 19 Uhr zu Hause sein. War er aber nicht. Es wurde 19:30, kein Sohnemann im Anmarsch. Eigentlich kam er auch nie später als abgemacht heim. Draußen wurde es immer dunkler und mein Sohn hat Angst im Dunkeln. Um 19:45 habe ich mich angezogen und ging in den Park, der wirklich riesig ist, um meinen Sohn und seinen Freund zu suchen. Ich habe jeden Menschen, der mir entgegen kam gefragt, ob er 2 kleine Jungs gesehen hat. Nein, keiner hat irgendwo 2 Jungs gesehen oder gehört. Mein Freund hat in der Zeit alle Kumpels meines Sohnes angerufen. Keiner hatte Junior gesehen. Ein paar Mütter gingen los, um auch nach meinem Sohn zu suchen, alle waren besorgt. Gegen 21 Uhr war es so stockfinster im Park, dass ich umkehrte. Auf dem Heimweg begann ich nach Kleidungsstücken oder der Tüte, die mein Sohn zum Kastanien sammeln mitgenommen hatte zu suchen. Panik breitete sich aus und ich war machtlos dagegen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Kind, das solche Angst im dunklen Park hat noch freiwillig draußen ist. Es gab keine aktuelle Telefonliste der Klasse, die Lehrerin fand sowas nicht wichtig. Von dem Klassenkameraden wussten wir nur den Vornamen, keiner hatte die Adresse oder die Telefonnummer. Auch ihre eigene Telefonnummer hatte die Klassenlehrerin nicht rausgerückt, damit sie nicht privat von irgendwelchen Eltern belästigt wird. Die Mutter de besten Freundes den mein Kleiner auf dieser Welt hat entwickelte detektivische Fähigkeiten und fand heraus, wie der Klassenkamerad mit Nachnamen heißt und wo er wohnt. Sie ging zu der Familie, klingelte und eine Frau mit Baby auf dem Arm öffnete die Tür. Im Hintergrund tobte ein Haufen Kinder. Die Frau, die die Tür geöffnet hatte, war die Mutter des Klassenkameraden und verkündete, dass der Junge noch nicht zu Hause ist. Sie war völlig unbesorgt...
Gegen 21:40 war ich dann völlig fertig zu Hause, habe meinen PC gestartet und das aktuellste Foto von meinem Sohn ausgedruckt und wollte zur Polizei, ihn als vermisst melden. Wir hatten uns gerade angezogen und wollten los, als es klingelte. Ich konnte mich nicht mehr von der Stelle rühren und hab wohl "oh bitte" gesagt. Mein Freund rannte die Treppe runter, ich hörte die Stimme meines Sohnes und brach hysterisch heulend in der Diele zusammen. Ich habe noch nie in meinem Leben solche Angst gehabt, meine Phantasie ging mit mir durch, ich habe mir die schlimmsten Dinge ausgemalt. Es war der totale Horror für mich. Und ich hatte diese Angst nur wenige Stunden. Und ich habe mein Kind wohlbehalten zurückbekommen. Das Glück hatten Mircos Eltern nicht. Mein Sohn und sein Klassenkamerad hatten sich nur vertrödelt.
Das hat wirklich tief gesessen, wir haben ein paar Tage gebraucht, bis der Schreck aus den Knochen war. Und nein, ich habe meinem Sohn keine Strafe aufgebrummt, für ihn war es die schlimmste Strafe, mich so zu sehen.
Als Mirco verschwand traf es uns hier alle wie ein Blitz. Die Erinnerung an den besagten Abend war sofort da. Mirco und mein Sohn beide 10, beide blond, beide blaue Augen. Wir haben gehofft und gebangt. Ich habe Mircos Mom gewünscht, dass sie ihr Kind auch wieder in die Arme schließen kann. Als gestern die Nachricht kam, dass Mircos Leiche gefunden wurde, da kam bei uns natürlich alles wieder hoch. Mein Kleiner sagte sofort "die arme Mama vom Mirco" und nahm mich in den Arm, bei beiden flossen Tränen. Ich habe meinem Kurzen noch gesagt, dass ich unendlich glücklich darüber bin, dass ich ihn wiederhabe und ihn weiter lieb haben darf. Uns hier beschäftigt das Thema also gerade sehr.
Deshalb habe ich auch hier diesen Thread eröffnet. Wir haben auch alle Sorgen wegen unserer Kinder, Probleme, Frust, manche gar Terror. Aber unsere Kinder leben und wir haben noch eine Chance das hinzubiegen.
LG Freaky
Das ist ein schöner Text, wäre fein, wenn Mircos Mama ihn lesen würde.
Mich hat "der Fall Mirco" deutlich tiefer getroffen, als alle bisherigen Fälle dieser Art. Es ist jedes mal wenn so etwas passiert schrecklich, keine Frage. Dennoch war Mirco schlimmer. Warum?
Im Herbst 09 zog mein damals 9-jähriger Sohn gegen 17:30 Uhr mit einem Klassenkameraden los um Kastanien für die Schule zu sammeln. Auch mein Sohn ist blond und hat blaue Augen. Er sollte spätestens um 19 Uhr zu Hause sein. War er aber nicht. Es wurde 19:30, kein Sohnemann im Anmarsch. Eigentlich kam er auch nie später als abgemacht heim. Draußen wurde es immer dunkler und mein Sohn hat Angst im Dunkeln. Um 19:45 habe ich mich angezogen und ging in den Park, der wirklich riesig ist, um meinen Sohn und seinen Freund zu suchen. Ich habe jeden Menschen, der mir entgegen kam gefragt, ob er 2 kleine Jungs gesehen hat. Nein, keiner hat irgendwo 2 Jungs gesehen oder gehört. Mein Freund hat in der Zeit alle Kumpels meines Sohnes angerufen. Keiner hatte Junior gesehen. Ein paar Mütter gingen los, um auch nach meinem Sohn zu suchen, alle waren besorgt. Gegen 21 Uhr war es so stockfinster im Park, dass ich umkehrte. Auf dem Heimweg begann ich nach Kleidungsstücken oder der Tüte, die mein Sohn zum Kastanien sammeln mitgenommen hatte zu suchen. Panik breitete sich aus und ich war machtlos dagegen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Kind, das solche Angst im dunklen Park hat noch freiwillig draußen ist. Es gab keine aktuelle Telefonliste der Klasse, die Lehrerin fand sowas nicht wichtig. Von dem Klassenkameraden wussten wir nur den Vornamen, keiner hatte die Adresse oder die Telefonnummer. Auch ihre eigene Telefonnummer hatte die Klassenlehrerin nicht rausgerückt, damit sie nicht privat von irgendwelchen Eltern belästigt wird. Die Mutter de besten Freundes den mein Kleiner auf dieser Welt hat entwickelte detektivische Fähigkeiten und fand heraus, wie der Klassenkamerad mit Nachnamen heißt und wo er wohnt. Sie ging zu der Familie, klingelte und eine Frau mit Baby auf dem Arm öffnete die Tür. Im Hintergrund tobte ein Haufen Kinder. Die Frau, die die Tür geöffnet hatte, war die Mutter des Klassenkameraden und verkündete, dass der Junge noch nicht zu Hause ist. Sie war völlig unbesorgt...
Gegen 21:40 war ich dann völlig fertig zu Hause, habe meinen PC gestartet und das aktuellste Foto von meinem Sohn ausgedruckt und wollte zur Polizei, ihn als vermisst melden. Wir hatten uns gerade angezogen und wollten los, als es klingelte. Ich konnte mich nicht mehr von der Stelle rühren und hab wohl "oh bitte" gesagt. Mein Freund rannte die Treppe runter, ich hörte die Stimme meines Sohnes und brach hysterisch heulend in der Diele zusammen. Ich habe noch nie in meinem Leben solche Angst gehabt, meine Phantasie ging mit mir durch, ich habe mir die schlimmsten Dinge ausgemalt. Es war der totale Horror für mich. Und ich hatte diese Angst nur wenige Stunden. Und ich habe mein Kind wohlbehalten zurückbekommen. Das Glück hatten Mircos Eltern nicht. Mein Sohn und sein Klassenkamerad hatten sich nur vertrödelt.
Das hat wirklich tief gesessen, wir haben ein paar Tage gebraucht, bis der Schreck aus den Knochen war. Und nein, ich habe meinem Sohn keine Strafe aufgebrummt, für ihn war es die schlimmste Strafe, mich so zu sehen.
Als Mirco verschwand traf es uns hier alle wie ein Blitz. Die Erinnerung an den besagten Abend war sofort da. Mirco und mein Sohn beide 10, beide blond, beide blaue Augen. Wir haben gehofft und gebangt. Ich habe Mircos Mom gewünscht, dass sie ihr Kind auch wieder in die Arme schließen kann. Als gestern die Nachricht kam, dass Mircos Leiche gefunden wurde, da kam bei uns natürlich alles wieder hoch. Mein Kleiner sagte sofort "die arme Mama vom Mirco" und nahm mich in den Arm, bei beiden flossen Tränen. Ich habe meinem Kurzen noch gesagt, dass ich unendlich glücklich darüber bin, dass ich ihn wiederhabe und ihn weiter lieb haben darf. Uns hier beschäftigt das Thema also gerade sehr.
Deshalb habe ich auch hier diesen Thread eröffnet. Wir haben auch alle Sorgen wegen unserer Kinder, Probleme, Frust, manche gar Terror. Aber unsere Kinder leben und wir haben noch eine Chance das hinzubiegen.
LG Freaky