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In den Niederlanden gilt automatisch gemeinsame Sorge für alle Eltern. Nur ein Formular ist auszufüllen. Jetzt will man dort den nächsten Schritt gehen: Auch das Formular soll wegfallen, weil das wohl manchmal versäumt wird. Offenbar begründet dann bereits die Geburtsurkunde die gemeinsame Sorge.
Wenn die Mutter die alleinige Sorge haben soll, ist die in Zukunft extra zu beantragen. Regel: Automatisch gemeinsame Sorge. Ausnahme, muss beantragt werden: Alleinsorge.
In Deutschland sind wir zwei Klassen hinterher. Bis vor wenigen Jahren war der Vater ohne Trauschein bekanntlich noch nicht einmal antragsberechtigt, in die gemeinsame Sorge einbezogen zu werden und auch dies wurde vom BVerfG gebilligt, eine leichte Änderung erst später vom Europäischen Gerichtshof erzwungen. Komplettversagerin Schwesig ist derweil voll damit ausgelastet, Geld von Dritten zu verteilen und eine öffentliche Diskussion um das gemeinsame Sorgerecht ist in Deutschland komplett verstummt. Das Thema existiert nicht mehr.
http://nltimes.nl/2016/11/16/new-bill-gi...ual-rights
Nicht nur in der Frage der gemeinsamen Sorge sind die Holländer uns ein Stück voraus. Im Trennungsfall gibt es auch verbindlich den Ouderschapsplan (Elternvereinbarung). Dieser umfasst alle wirklich wichtigen Kernelemente.
Ouderlijk gezag - Gibt es elterliche Gewalt
Hoofdverblijf - den Wohnsitz
Alimentatie - Unterhalt
Omgangsregeling of co-ouderschap - Umgangsregelung und 50/50 Elternschaft (Die benennen das ausdrücklich)
Informatieverschaffing - Informationsfluss
Opvoeding - Bildung
School- en studiekeuze - Schul und Studiumauswahl
Bijzondere uitgaven - gesonderte Ausgaben
Von Anbeginn etwas verbindliches und wer dagegen verstösst wird zügig belangt. Thema Unterhalt so wie wir es kennen, klar, aber im Kehrumschluss auch beim Thema Umgang. Die zögern nicht und bestellen Mutti ein, wenn die mal wieder doof spielt.
Übrigens, verzeih mir p, auch zum Thema Nachname gibt es strikte Regelungen, die eine Umetikettierung zu jedem noch so theoretischen Stiefvater so einfach nicht zulassen. Und die Behörden sagen das so. Vor dem 12 Lebensjahr findet nahezu grundsätzlich keine Nachnamensänderung statt. Bei über 12 ist das Kind zu fragen. Dann weiter "Wijziging van de achternaam kan voor het kind een verwarrende situatie zijn. Het is een ingrijpende keuze." Es kann das Kind verwirren und es ist ein tiefgreifender Einschnitt. Ganz mein Denken und sogar noch umschrieben. "Het kind kan tijdens de echtscheidingsprocedure zo boos zijn op een van de ouders, dat het zelfs diens naam niet meer wil dragen." Das Kind trifft also im elterlichen Trennungskrieg wahrscheinlich falsche Entscheidungen, weil es böse auf einen Elternteil ist. Mit erreichen der Volljährigkeit bekommt das Kind ein nachträgliches Recht, seine Entscheidung rückgängig zu machen. "Als het kind eenmaal volwassen is (18 jaar), kan het eenmalig besluiten om de naamswijziging weer ongedaan te maken."
https://www.echtscheidingswinkel.nl/echt...wijziging/
Klar ist Umgang und Bezug zum Kind wichtiger als der Nachname, die Holländer sehen das aber dennoch als sehr wichtigen Bestandteil. Ich auch.
Es sollte einem Bekannt sein, das übern Gartenzaun die Tulpen nicht schöner wachsen als hierzulande und nicht wirklich alles besser läuft, als es auf dem Papier den Anschein hat. Auch in den Netherlands gibt es entsorgte Väter. Wenn von Anfang an alles schlecht für einen läuft, dann haste halt die Karte aus der hinteren Hosentasche gezogen.
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Klar, ist nicht immer alles besser als in der BRD. Mit Sicherheit werden dort auch Fehler gemacht oder wenn es bestimmte Personen darauf anlegen, wird es auch dort Schlupflöcher geben.
Aber dennoch finde ich (auch wenn es "nur" auf dem Papier stehen sollte) schon wesentlich fortschrittlicher und gerechter als in der BRD.
Wenn ich oben angegebene Punkte mal mit dem Vorgehen hierzulande Vergleiche:
Gibt es elterliche Gewalt (Fraglich, wie es in NL nachgewiesen werden muss) ./. Hierzulande reicht eine Anzeige, die nach einem halben Jahr sich erledigt. In der Zwischenzeit sind einem die Hände gebunden.
Den Wohnsitz (Mit Sicherheit wichtig) ./. Hierzulande dürfen Mütter Kinder trotz gemeinsamen Sorgerecht Umziehen und das Kind alleine Ummelden (Prüfung vom Einwohnermeldeamt? Negativ)
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Wenn du auch über andere Details des Nachbarn etwas weisst: Wie siehts denn da beim Unterhalt aus? Zwischen Eltern, unverheiratet, Kind, Grosseltern?
Laut https://www.uni-muenster.de/NiederlandeN...halt.shtml gibts da auch nennenswerte Aspekte. So hängt die Höhe des Unterhaltsanspruch des Kindes von beiden Eltern ab, es gibt eine Altersbeschränkung für Unterhalt an Kinder, es gibt keine keine direkten Auskunftsansprüche des Unterhaltsberechtigten gegenüber dem Unterhaltsverpflichteten. Das Unterhaltsrecht ist in https://www.rechtspraak.nl/voor-advocate...ec44d16980 - leider ist mein Flämisch nichtexistent :-)
Auch beim Ehegattenunterhhalt gibts offenbar wesentliche Unterschiede. Kein Trennungsjahr, also auch kein gesonderter Trennungsunterhalt. Zeitlimits für Unterhalt. Unwiderrufliches Ende wenn Ende, kein Wiederaufleben.
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18-11-2016, 14:32
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18-11-2016, 14:38 von Simon ii.)
(18-11-2016, 11:43)p__ schrieb: Komplettversagerin Schwesig ...
P, Schweswig ist absolut gewissenlos, aber sie ist keine Versagerin!
Sie macht eine brutale und rücksichtslose Politik für ihr Klientel und da ist sie höchst effektiv (und genau das macht sie so gefährlich!).
Männer im allgemeinen und Väter im besonderen gehören nicht zu ihrem Klientel. Ebenso gehören Kinder nicht dazu; die Rechte der Kinder sind ihr vollkommen schnuppe.
Und für einen vernünftigen Interessenausgleich hat sie auch nichts übrig; warum sollte sie auch? Die dummen deutschen Männer klatschen doch bei ihrer Politik auch noch Beifall und die Kinder können sich noch nicht wehren.
Simon II
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Wer die Kinder, den Hauptgegenstand seines Ministeriums nicht nur aus den Augen verliert, sondern sogar schädigt, der ist für mich eine Versagerin. Versuchen wir statt der Beschäftigung mit solchen bösartigen Vollpfosten in diesem Thread besser mal festzustellen, wie es Nachbar Niederlande macht.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18-11-2016, 15:51 von Simon ii.)
(18-11-2016, 15:44)p__ schrieb: Wer die Kinder, den Hauptgegenstand seines Ministeriums nicht nur aus den Augen verliert, sondern sogar schädigt, der ist für mich eine Versagerin.
Ich muß zugeben, daß es für diese Sichtweise gute Gründe gibt.
Simon II
(18-11-2016, 12:57)p__ schrieb: Wie siehts denn da beim Unterhalt aus? Zwischen Eltern, unverheiratet, Kind, Grosseltern? ... Laut https://www.uni-muenster.de/NiederlandeN...halt.shtml gibts da auch nennenswerte Aspekte. So hängt die Höhe des Unterhaltsanspruch des Kindes von beiden Eltern ab, ... Man kann ja nur noch bestätigen, was die Uni Münster sagt. Schlüsseln wir das mal für den ungläubigen Deutschen etwas auf. Was macht Holland so anders und was bedeutet das in der Praxis?
Der Kindesunterhalt wird auf Basis der in 04/2013 beschlossenen Tremanorm (mal was anderes als ein Mindestunterhalt) berechnet und nur in absoluten Ausnahmefällen darf diese noch umgangen und nach den veralteten komplexen gerichtlichen Winkelzügen geschehen. Es gibt einen Online Rechner dafür. Hier darf mal gestaunt werden: https://www.berekenhet.nl/werk-en-inkome...l#tab_calc
Für diejenigen die jetzt mal nicht rumklicken möchten, hier mal schnell 3 Beispielberechnung für ein Aha Effekt:
Max war unverheiratet, 2 Kinder (3j und 5j). Max verdient 1650,00 € Netto, seine Ex het ein Einkommen von 800,00 €. Max kümmert sich 2-3 Tage in der Woche ums Kind. Max zahlt für beide Kinder 154 €*
Max war unverheiratet, 2 Kinder (3j und 5j). Max verdient 1250,00 € Netto, seine Ex hat ein Einkommen von 2400,00 €. Max kümmert sich Wochenends ums Kind. Max zahlt für beide Kinder 0 €*
Max war unverheiratet, 2 Kinder (3j und 5j). Max verdient 1250,00 € Netto, seine Ex hat ein Einkommen von 400,00 €. Max kümmert sich durch die Woche ums Kind. Max zahlt für beide Kinder 60 €*
Es wird wie die Uni Münster berichtet hatte, ersichtlich, das die Einkommen beider Elternteile einen stark aufrechnenden Bezug zueinander haben, gerade und vor allem aber der Umgang ist harte Währung und fließt 1:1 in die Berechnung mit ein. Soweit so Klasse, aber. Was fast nach einem Ritterschlag ausschaut, ist auch in den Niederlanden leider keiner. Die Lebenshaltungskosten sind durch die Bank bis um 25% höher als hier. Auch die Zorgverzekering (Krankenversicherung) ist nach einem Nettolohn noch zu bezahlen. Wer ein Auto fahren will, der blecht ordentlich. Nicht umsonst sind da so viele Fahrräder.
Das erwähnswerteste Element wie ich finde, ist die Nicht Pfändung eines Elternteils wegens Unterhalt. Sowas wie einen Unterhaltstitel kennen die nicht. Alles bleibt im Fluss. Wenn die Einkommen sich ändern, ändern sich auch die Verpflichtungen. Wer wenig bis nichts hat, muss auch nichts zahlen. Und macht auch keine Schulden! Was eine affengeile Motivation ist das denn? Einer meiner grössten Sorgenbereiter sind die aufgebundenen Verbindlichkeiten, die einen in den Wahnsinn treiben. Mit 2 trotz gesunden Händen eine nicht mehr überwindbare Mauer. Da igelt man sich ein. Bei den Holländern hat man was dies betrifft noch eine Vorstellung von einer Zukunft. Klasse, klasse, klasse. Wo Luft nach oben ist, da geht auch noch was!
Nicht in Erfahrung bringen konnte ich p, was mit den Grosseltern ist bzgl Unterhalt für die lieben Enkelkinderchen.
* Alle rechnerischen Angaben wie immer ohne Gewähr.
Es ist schon komisch. Bei den Holländern haben die in den oben genannten Online Rechner bei dem Punkt "Hoevaak zijn de kinderen bij de ander" ein Dropdown Menü, in dem man quasi beliebig die Umgangstage angeben kann. Das ist kein Scherz.
Und was man dort anwählen kann, das muss es ja auch geben. So weiß jeder in Holland bescheid, das man in punkto Betreuung sowas im Ouderschapsplan durchaus auch ansprechen darf, ohne gleich mit gelben Briefumschlägen bombadiert zu werden, welch Unmensch man sei und sich gefälligst auch nicht zu viel mit den Kindern beschäftigen soll. Die arme Mutter, Freizeit, oder auch freie Zeit ist ihr nicht zuzumuten.
In diesem Sinne wünsch ich der Schwesig Hausaufgaben bis an ihr Lebensende.
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Danke für die Information. Schlußendlich untermauert es nur wieder einmal die Rückständigkeit in Deutschland, gepaart mit deutschem Klienteldenken.
Noch immer das hölzern pedantische Volk,
Noch immer ein rechter Winkel
In jeder Bewegung, und im Gesicht
Der eingefrorene Dünkel.
Sie stelzen noch immer so steif herum,
So kerzengerade geschniegelt,
Als hätten sie verschluckt den Stock,
Womit man sie einst geprügelt.
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