Du hast völlig recht, Heinrich!
Und geh da bloß keinen Millimeter weit von ab! Wir gehören zu einer Generation, die sich ihre Spielräume und Lebensqualität weitestgehend selbst erarbeitet hat. Und diese Einstellung zu Geld sollten wir weitervermitteln, insbesondere den eigenen Kindern.
Selbst reichste Bürger schreiben sich auf die Fahne oder den Grabstein "Was Du ererbt von Deinen Vätern (!), erwirb es, um es zu besitzen!"
Meine Eltern zahlten mir nicht mal mein Fahrrad. Sie gaben mir Taschengeld für meine erste Auslandsreise drauf, von der DDR nach Polen 1972 ca. 2 Wochen mit "Jugendtourist" in einer super Reisegruppe! Der Rest der Reisespesen waren meine Einnahmen aus Geschenken bei der Jugendweihe.
Vom Taschengeld hielten sie mich sehr kurz, so daß ich immer im letzten Viertel der Schulklasse diesbezüglich angesiedelt war. Ich brachte Papier und Leergut weg (Flaschen), ich jobbte als Schüler in den Ferien und sammelte so erste Lebenserfahrungen. Das tat mir gut! Als ich die Prinzessin aus der Patenklasse in Bratislava/CSSR als bei mir in Berlin einzuquartierende Schülerin zog, war das minimale Taschengeld der reinste Liebestöter und führte dazu, daß ich (mit kaum 20 Mark in der Tasche) die Prinzessin (mit 900 Mark in der Tasche) gegen 21 Uhr aus der Disco im Berliner Zentrum (Berlin/DDR 1974) rausziehen mußte, weil ich ein Taxi für 20 Mark nicht zahlen konnte, sondern nur den letzten Bus für 2 Mark. Dies trage ich meinem manchmal zu geizigen Vater bis heute nach! Andererseits war ich zu schüchtern damals, einfach die gute Gabriela zahlen zu lassen ... und so kam es, wie es kommen mußte! Alle noch so dämlichen Typen meiner Schulklasse erhielten beim Abschied der Slowaken auf dem Ostbahnhof in Berlin ihr Küßchen von der Klassenschönsten Gabriela, nur ich demonstrativ einen finsteren Blick von ihr und Nichtachtung ... oki, ein Jahr später besuchte ich sie mit einem Kumpel und vergab sie mir alles und war auch zumindest recht freundschaftlich zu mir ... . Aber gut, meinen "Luxus" erarbeitete ich mir stets selbst. Das zahlten meine Eltern nie.
So lief das auch beim Führerschein und beim Auto. Weder Erbschaften noch sonstige dicke Zuwendungen haben mich jemals erreicht. So schulde ich auch niemandem was. Jammert meine alte kranke einsame Mutter, daß sie mich nicht sieht und selbst ihr Hausarzt sagt, sie habe wohl keine Kinder ...
... dann kontere ich ganz umgehend, daß mich meine Eltern auch nie irgendwo aufsuchten, wenn ich in Strausberg (NVA), Rostock (Unistudium), Berlin-Friedrichshain (in derselben Stadt wohnend wie meine motorisierten Eltern, nur ich hatte kein Auto!) und ab 1989 in Aachen wohnte. Die saßen schön daheim und erwarteten, daß sie besucht werden! Dies, obwohl der Weg von ihnen zu mir stets genauso lang war wie der von mir zu ihnen... . Und ich frage meine Mutter mit Unterton, ob sie denn öfter als 1 x pro Jahr ihre Mutter seinerzeit jahrzehntelang besuchte. Wie auch die Mutter meines Vaters. Und dann ist ganz schnell Ruhe im Karton. Zumal ich drohe, den Laptop wieder mitzunehmen, der mich einst 850 Euronen kostete (Mitarbeitereinkaufspreis) und dazu dienen sollte, daß meine Mutter mit mir abends immer mal chattet, was sie 2-3 Male tat ... seitdem nutzt sie das Ding angeblich für Bestellungen bei "Schlecker" (Katzenfutter), vermutlich zuletzt vor 3 Jahren so geschehen! Fakt ist, so verschaffe ich mir rasch Ruhe vor verwöhnten Eltern, vor meiner Mutter. Denn ich zahlte z.B. vor 2 Wochen 230 Euro für Flug nach Berlin, 60 Euro für Taxi ab Erkner zu ihr, usw. insgesamt ca. 400 Euronen für das Wochenende! Um mal zum Geburtstag zu gratulieren. Und mir anklagende Blicke anzutun. Aber oki, Mutter ist ja Mutter! Und mit über 70 weiß ich nicht, wie lange ich sie noch lebendig sehe... .
Und wenn dann Heranwachsende meinen, von Zahlesels Kohle ihren Kick bezahlt zu bekommen, kriege ich schon mal einen Hals vor Wut. Die sollen sich bitte erarbeiten, was sie ausgeben wollen! Und außerdem sollten sie auch mal eine Dankbarkeit an den Tag legen für das, was Eltern für sie geleistet haben. Statt dessen registriere ich, wie die Enkel (Kinder meiner Schwester in Berlin) sich seit Jahren bei ihrer Oma nicht blicken ließen. Das scheint denen alles zuviel zu sein! Verwöhnte Gören!!! Meine Schwester hat immerhin mal die Bude bei meiner Mutter geputzt und sogar Parkettfußboden dort gelegt, also unbezahlt ein Wochenende hart dort gearbeitet. Was ich sehr anerkenne. Deren Gören dagegen sind für mich charakterlose schlecht erzogene Gestalten.
Schmarotzertum muß nicht noch väterlicherseits gefördert werden, lieber Heinrich! Gönne Du Dir auch mal endlich Lebensqualität, die Du Dir selbst erarbeitet hast! Ich würde an Deiner Stelle Deinen Kindern nicht mal den Flug spendieren, wenn sie Dich mal im Ausland besuchen kommen wollen. Wenn sie denn aus eigenen Kräften mit ihren eigenen selbsterarbeiteten Mitteln vorbeikommen, kannst Du immer noch "was springen lassen" ... denen mal einen Ausflug spendieren oder so! Irgendwas, wo Du selbst gar nicht mit dabei sein mußt und sie ihren Spaß der besonderen Art haben. Denn Du bist ja weder ein Geizkragen noch ein Unmensch. Nur eben, sein Leben lang naiv sich ausnutzen lassen und dadurch noch Schmarotzertum fördern, ist keinesfalls anzustreben.
Allerbeste Grüße in die Runde,
Goddiejens aus Belgipott