16-09-2014, 16:58
(16-09-2014, 15:48)wackelpudding schrieb: Dann zieh mal schön - Münchhausen laßt grüßen...
Ich war nach der Trennung auf eigenen Wunsch 6 Wochen in der Klapsmühle. Psychosomatik. Kein Immunsystem mehr, alle 2 Wochen grippaler Infekt. Bis dahin habe ich als Angestellter aber fast immer funktioniert. Ich habe erfreulicherweise einen sehr verständnisvollen und sozialen Arbeitgeber der das problemlos möglich gemacht und unterstützt hat. Er hat sich ja selbst lange Zeit ein Bild von meinem Siechtum machen können, wenn ich mit hängendem Kopf und Augenrändern durch die Bürogebäude schlurfte.
Auf jeden Fall war ich kurz vor meinem Gang ins Krankenhaus völlig antriebslos und funktionierte, wenn auch mit zunehmend schlechterer Qualität, nur noch am Arbeitsplatz.
Und dann war es noch nicht einmal so einfach, ins Krankenhaus zu kommen. Kurantrag bei der Rentenversicherung, stationär, wurde abgelehnt. Widerspruch eingelegt, Gutachten gefordert. Gutachten war für mich positiv. Trotzdem Kur abgelehnt: "Machen sie das doch ambulant oder fragen die Krankenkasse nach Kurmöglichkeiten". Krankenkasse: "Kur machen wir nur in unseren eigenen Trägern bei Mitgliedern jenseits der Beitragsbemessungsgrenze. Fragen Sie doch den Rentenversicherungsträger".
Ich bin dann bei meinem Hausarzt aufgeschlagen und habe gesagt, wenn nicht umgehend was passiert und ich hier nicht wegkomme, dann werfe ich mich hinter den Zug. 3 Tage später war ich im Krankenhaus meiner Wahl.
Heute kann ich sagen, das dies eine gute Entscheidung war, um mich erst einmal wieder zu sortieren. Ansonsten hätte ich wohl auch noch trotz aller Nachsicht meinen Job verloren. Ich war überhaupt erst nach meiner ersten "Auszeit" wieder in der Lage, meinen Tagesablauf zu strukturieren. Um den Rest aufzuarbeiten, damit war ich noch fast 3 weitere Jahre beschäftigt. Man muß sich heute darauf einstellen, mindestens 6 Monate auf eine ambulante psychotherapeutische Behandlung zu warten. Und nicht zu vergessen, hat es auch viel Ermutigung von Außen gebraucht, sich wieder aufzurichten.
Und was den Selbstbehalt angeht, der hier immer wieder angeführt wird: Ich bin der lebendige Beweis dafür, das es in der Praxis keinen gibt. Gesetzlich übrigens auch nicht. Das sind ja nur Empfehlungen, wie die Düsseldorfer Tabelle.
700 Euro blieben mir bei Vollzeit im Monat, wenn das Gehalt kam und der Unterhalt gezahlt war. Einen leistungsgerechten (ja, gerechten) Unterhalt wollte ich. Es ging mir nicht darum, den Betrag mit allen Mitteln nach unten zu drücken. Da bekomme ich nach zwei Jahren im Klageverfahren in Sachen Unterhalt durch zwei Instanzen vom Familiengericht einen großzügigen Nachlass für erhöhte Wohnkosten wg. Umgang. Und gleichzeitig fiktives Einkommen in exakt gleicher Höhe oben draufgeschlagen. Wie fühlt sich das an? Das motiviert mich natürlich enorm.
Der Gang zum OLG wird mir versperrt, keine PKH in Aussicht.
Und da soll ich noch ewig lange auf eigenes Kostenrisiko mit ungewissem Verfahrensausgang weiter Juristen beschäftigen und Gerichtskassen füllen? Ich nicht mehr, was das angeht, da bin ich geheilt.
Aus dem Sumpf ziehen, ja. Aber erst kommt die Gesundheit und danach alles weitere. Leute, die gerade intensiv in einer Trennungssituation stecken, erkennt bei der Einstellung auch ein Personaler, wenn er nicht von vorvorgestern ist.
"Du Mama. Wenn Papa tot ist kauf ich mir meinen eigenen Ponyhof!" - CosmosDirect Lebensversicherung, 2007
Quelle: http://de.wikiquote.org/wiki/Vater
Quelle: http://de.wikiquote.org/wiki/Vater